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Kaum zurück in der Hauptstadt gestrandet, empfängt mich Berlin mit einer sonnigen kunterbunten Herbstwoche die sich um meine Herzensangelegenheit dreht: Essen.
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Auf der Berlin Food Week war vom 28. September bis zum 4. Oktober der kulinarische Bär los. Das Veranstaltungsangebot war so bunt und groß wie die Hauptstadt selbst. Ich habe mir das Spektakel angeschaut und erzähle wie mein Freitagabend aussah.

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Bevor ich beginne: Ein Freund von Großveranstaltungen war ich noch nie. Oft fühle ich mich erschlagen von Menschenmassen, Geräuschkulisse und all den neuen Eindrücken. Deswegen habe ich mir angewöhnt nicht planlos, wie ich es sonst gerne tue, loszuziehen und mir die Veranstaltungen herauszupicken, die mich persönlich besonders interessieren.

Zuallererst habe ich also in Ruhe das Programm studiert und mich auf das House of Food konzentriert. Daneben gab es mit dem Stadtmenü, Beat Berlin und der Miele Galerie noch zahlreiche andere interessante Nebenveranstaltungsorte – ich hätte mich am liebsten viergeteilt.

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Das Hauptquartier der Food Week war in diesem Jahr das Kraftwerk in der Köpenicker Straße, dessen untere Etage aus drei Bereichen bestand: Dem Späti Deluxe, der Restaurant Street und der Actionküche.

Das imposante Gebäude des ehemaligen Berliner Heizkraftwerks Mitte versprüht einen industriellen Charme: Offene Betonwände und -Säulen, Stahlträger und Neonlicht. Aussteller und Besucher füllen die alten Hallen mit Leben. Es ist Freitagabend und nach der Eröffnungsfeier der Food Night mein erster Tag auf der Food Week.

Nachdem ich den Eingangsbereich passiert habe, laufe ich schnurstracks geradeaus ins Gewimmel. 10€ bzw. ermäßigt 7,50€ Eintritt für 3 Tage, die Bude brummt und ich verfalle kurzzeitig in eine erschlagene Orientierungslosigkeit.

Aber Halt! Ich habe ja einen Plan! Zuerst drehe ich eine Runde bei den Berliner Food-Startups und Manufakturen im Späti Deluxe, dann schau´ ich was die Berliner Gastronomen an diesem Abend in der Restaurant Street zaubern und zum krönenden Abschluss des Abends möchte ich dann in der Actionküche Bloggerkollegen wurstsack mit seinem Team von Kumpel & Keule über die Schulter blicken, die in ihrem Workshop Einblick ins Metzgerhandwerk geben und zeigen wie man gute Wurst macht.

Späti Deluxe
Für alle Nicht-Berliner: Die Berliner nennen einen Kiosk wegen der langen Öffnungszeiten liebevoll Späti bzw. Spätkauf. Diese spezielle Deluxe-Variante seiner Art kann man auf der Food Week als Art Mini-Messe betrachten, deren Aussteller traditionelle, innovative wie kuriose Produkte präsentieren. Ich koste mich durch: Angefangen bei Brandenburger Marmelade (Marmelo), über vegane Bio-Knuspermüslis (BuntWild) und frische kaltgepresste Bio-Speiseöle (Ölwerk) bis hin zu Matcha Tee in Bio-Qualität (Kiyora Tea) gab es einiges zu tun. Unter den Kuriositäten war z.B. ein Lieferservice dabei, der vorgeschnittene Zutaten zum selber Kochen nach Hause liefert. Der Kochfaulheit sind keine Grenzen gesetzt …

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Restaurant Street
Direkt um die Ecke biege ich in die Restaurant Street ein, in der während der drei Tage wechselnde Köche zeigen wie vielfältig Berlin heute schmeckt. Am Freitagabend präsentiert der Berliner Le Schicken Verlag die Hauptstadttrends unter dem Motto Die Stadt kocht – ­ 27 kulinarische Statements. Street Food steht dabei natürlich ganz hoch im Kurs und besonders freut mich, dass Refugee kitchen über den Tellerrand kochen dabei ist. Serviert werden Dambou Soup, frisches Brot, Yam und Crispy Chips, aber das ist fast nebensächlich. Viel wichtiger ist mir hier die politische Message: „Über den Tellerrand kochen e.V. schafft ein neues Miteinander zwischen Flüchtlingen und Beheimateten, in dem Diversität und gegenseitige Akzeptanz selbstverständlich sind und Integration Spaß macht.

Kochen und Essen verbindet und transportiert eben auch gesellschaftliche und politische Werte.

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Actionküche
Direkt gegenüber der Restaurant Street liegt die Actionküche, in der an allen drei Tagen Workshops stattfinden. Die Besucher können hier von Profis lernen, wie man z.B. Butter, Pasta oder sein eigenes Curry herstellt, Bio-Forellen enthäutet und zerlegt oder türkisch vegetarische Köstlichkeiten zubereitet. Fernseh- und Profiköche, Bio-Metzger, Foodblogger und Quereinsteiger teilen hier ihr kulinarisches Wissen, beantworten Fragen, geben Tipps und verkosten ihre Produkte.

Um die Wurst geht es am Freitagabend bei meinem Foodbloggerkollegen Hendrik Haase. Hendrik, der in der Szene als Foodaktivist unter dem Namen wurstsack bekannt ist, hat ganz frisch sein Buch Crafted Meat – Die neue Fleischkultur herausgebracht und eröffnet im November seine eigene Metzgerei Kumpel & Keule in der Markthalle 9 in Berlin.

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Das Metzgerteam führt zusammen mit Überraschungsgast Peter Inhoven aus Düsseldorf, der deutschlandweit für seine Bratwurst bekannt ist, in das Metzgereihandwerk ein und zeigt wie man zerlegt, ehrliche handgemachte Bratwurst und einen echten Metzgerknoten macht. Die Jungs erzählen von der Herkunft und Geschichte ihrer Tiere und warum es so wichtig ist, dass wir wieder wissen was auf unseren Tellern liegt. Genau wie hier auf der Bühne, wird in ihrer gläsernen Handwerksmetzgerei jeder zusehen können, wie Wurst & Co. entsteht.

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Ein lebendiger erster Abend auf der Foodweek geht vorbei. Ein Abend, der mir Hoffung macht und zeigt, dass Essen nicht nur trendy ist. Essen berührt. Essen verbindet. Essen ist wichtig!

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Für mein heutiges Rezept habe ich mich beim Motto der Berlin Food Night inspirieren lassen: Leftover Cooking. Für das Flying Menü wurden Zutaten verarbeitet, die sonst weggeworfen werden. Ein schönes Motto, dass das Problem der weltweiten Lebensmittelverschwendung aufgreift.

Der angeschnittene Apfel, der mir frisch zu mehlig war, die halbe Zucchini und der alte Käse aus meinem Kühlschrank werden heute zu einer bunten Herbst-Tarte-Tatin verarbeitet. Die wilde Kombi macht Lust auf Resteküche, ihr werdet sehen!

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Herzhafte Tarte Tatin aus herbstlichen Gemüseresten

Zutaten für 1 runde Tarte-Form (Durchmesser: 25 cm)
250 g Dinkelmehl
1 Prise Salz
125 g zimmerwarme Butter
70 ml lauwarmes Wasser
Mehl zum Ausrollen
450 g gemischte Gemüsereste der Saison (z.B. Zucchini, rote Zwiebeln, Steinchampignons)
½ Apfel
1 Zweig Thymian
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
Fett für die Form
50 g Haselnüsse
40 g Käsereste (z.B. Roquefort)

Zubereitung

  • Mehl und Salz in einer  Rührschüssel vermengen, in die Mitte eine Mulde drücken und die Butter in kleinen Flöckchen verteilen. Nach und nach etwas Wasser dazu geben und mit dem Knethaken zu einem glatten Teig verkneten. Etwa 1 Stunde kaltstellen.
  • Backofen auf 180–200 Grad (je nach Ofen) vorheizen.

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  • Tarte-Form mit etwas Butter einfetten.
    Gemüsereste putzen oder waschen, trocknen und in feine Scheiben schneiden. Thymian waschen, trocknen, die Blättchen abzupfen und ich die Form streuen. Gemüse kreisrund in der Form verteilen.

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  • Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben, den Teig minimal größer als die Form ausrollen und das geschnittene Gemüse damit bedecken. Mehrmals mit einer Gabel einstechen und etwa 25 Min. backen.

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  • Währenddessen Haselnüsse grob hacken und in einer Pfanne ohne Öl goldbraun rösten.

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  • Nach der Backzeit die Tarte auf ein Brett stürzen. Käse zerbröckeln und mit den Haselnüssen darüber streuen. Warm mit einem frischen Salat und gekühltem Federweißer servieren.

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