Ein heißes, von innen wärmendes Gulasch mit knusprigem Brot und einem Klecks cremiger sauerer Sahne! Da sehen die hoffentlich letzten grauen Wintertage doch gleich anders aus, stimmt´s?
Anders – so schmeckt auch dieses Gulasch, denn gekocht habe ich den Rindfleisch-Eintopf mit Kürbis, Wurzelgemüse und Bier. Bier? Richtig gelesen! Genauer gesagt, mit Indian Pale Ale, dessen fruchtige Hopfenaromen die leichte Süße des Kürbis wunderbar hervorheben und dessen leicht bittere Noten den Gulaschsud schön kräftig und würzig machen.

bio-bier-gulasch_dennree_c_arianebille-9Kochen mit Bier? Das klingt für den ein oder anderen ungewohnt, hat sich aber zusammen mit der Craft-Beer-Bewegung zum Trendthema entwickelt. Craft Beer, also handwerklich gebrautes Bier, und die Sehnsucht nach Vielfalt, Regionalität und Nachhaltigkeit, beschäftigt also eine ganze Bewegung. Sie zeigt, dass es durchaus eine Alternative zum immer gleich schmeckendem, konventionell hergestellten Bier gibt. Aus diesem Grund haben meine beiden hoch geschätzten Foodblogger Kollegen Stevan Paul und Torsten Goffin jüngst ein ganzes Kochbuch dazu veröffentlicht: Das Craft Beer Kochbuch. Auf 240 Seiten portraitieren die beiden Autoren außergewöhnliche Craft Beer Brauereien aus der ganzen Welt, zeigen worauf es beim Kochen mit Bier ankommt, und wie es am Ende in der eigenen Küche gelingt.

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Kochen mit Bier sorgt laut Stevan Paul nämlich für einige Überraschungen in der Küche: „Die Biere entpuppten sich als starke vierte Kraft, wuchtige Granaten, oft viel Alkohol, starke Bitternoten, Säure, Rauch, komplexe, ungewöhnliche Aromen – ein Universum das Fingerspitzengefühl erfordert … Das Bier zwang mich förmlich umzudenken und wer, wie die meisten Köche, das Kochen mit Weinen und Spirituosen im Schlaf beherrscht, dürfte bei der Verwendung von Bier so manche Überraschung erleben. Es finden sich im Buch mitunter Rezepte in denen bestimmte Biere in lediglich homöopathischer Zugabe verwendet werden.“

 

 

Torsten Goffin, Stevan Paul, Daniela Haug (Fotos)
Craft Beer Kochbuch
Brandstätter Verlag
240 Seiten, 34,90 Euro

Etwas großzügiger habe ich das Bier für mein Gulasch dann doch verwendet, aber dafür überraschte mich die Aromenstärke des Biers wie versprochen. Ich hätte nicht gedacht, dass sein Geschmack bei all den verwendeten Zutaten noch so unverkennbar bleiben würde. Aber kein Wunder, bei einer Stammwürze von 15,5 % und einem Alkoholgehalt 6,5 % Vol.!

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Für mein Rezept habe ich ein Indian Pale Ale ausgesucht, dass laut Mixology Autor Dirk Hoplitschek als „das unbestrittene Flaggschiff der Craft-Beer-Szene“ gilt.

Das starke obergärige Bier, versorgte einst im 19. Jahrhundert die britischen Kolonialtruppen in Indien. Sein erhöhter Alkohol- und Hopfengehalt machte das IPA länger haltbar und überstand so die lange Seefahrt samt der Umrundung Afrikas. Die Idee das Bier vor Ort mit Wasser zu verdünnen, ist heute längst vergessen – schließlich macht sein fruchtiger, leicht bitterer Geschmack pur am meisten Spaß!

Diese kleine Seefahrer-Anekdote mag vielleicht unser Fernweh schüren, lenkt dafür aber perfekt vom deutschen Schlechte-Laune-Wetter ab. Aber keine Sorge, es ist Land in Sicht: Der Frühling steht vor der Tür – ich kann ihn schon riechen! Und in der Zwischenzeit probieren wir einfach die Aromenvielfalt des IPA, oder kochen damit. Heutzutage muss man schließlich kein Seefahrer sein, um in den Genuss dieses außergewöhnlichen Bieres zu kommen. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile einige Brauereien, die Indian Pale Ale brauen. So zum Beispiel das Dolden Sud aus dem Riedenburger Brauhaus in Bayern, das ich für mein Rezept verwendet habe.

Indian Pale Ale Gulasch mit Kürbis und Wurzelgemüse

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Zutaten für 4 Portionen
2 rote Zwiebeln, geschält und gewürfelt
1 Knoblauchzehe, geschält und gehackt
½ Hokkaido-Kürbis, gewaschen, entkernt und von Strunk befreit
4 Pastinaken, geschält
6 Kartoffeln, geschält
4 Karotten, geschält
1 Apfel, geschält und entkernt
Olivenöl zum Braten
800 g Rindergulasch
2 EL Rohrzucker
5 EL Tomatenmark
1 TL Ras el-Hanout
1 Msp. Chiliflocken
½ Bund frischer Thymian, gewaschen
1 Lorbeerblatt
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
250 ml Gemüsefond
400 ml IPA (Dolden Sud Bavarian India Pale Ale)
3 EL Zitronensaft
etwa 6 EL saure Sahne
4 Stengel Petersilie, gewaschen und gehackt
Knackiges Weißbrot als Beilage

Zubereitung

  • Zwiebeln und Knoblauch schälen und hacken. Kürbis, Pastinaken, Kartoffeln, Karotten und den Apfel in mundgerechte Würfel schneiden.

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  • 3 EL Olivenöl in einem großen Topf erhitzen und das Fleisch darin rundherum goldbraun anbraten, sodass sich Röstaromen entwickeln. Fleisch aus dem Topf nehmen und beiseite stellen.

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  • Etwa 1–2 EL Olivenöl im gleichen Topf erhitzen. Zwiebeln und Knoblauch darin hellbraun anbraten. Rohrzucker, Tomatenmark, Ras el-Hanout und Chiliflocken etwa 1 Min. mit den Zwiebeln anrösten. Dann das geschnittene Gemüse und das Obst dazu geben und ebenfalls etwa 5 Min. scharf anbraten. Dabei darauf achten, dass es nicht anbrennt. Mit Salz und Pfeffer würzen. Thymian und Lorbeerblatt (evtl. zusammenbinden) und ebenfalls dazu geben.
  • Am Ende das Fleisch zurück in das Gulasch geben und mit Fond und Bier ablöschen. Gut aufkochen lassen und das Gulasch dann mit verschlossenem Deckel etwa 1 ½ Stunden bei mittlerer Hitze sanft schmoren. Dabei gelegentlich umrühren und darauf achten, dass nichts anbrennt.
  • Vor dem Servieren Thymian und Lorbeerblatt entfernen. Gulasch mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken und auf Tellern verteilen. Mit einem Klecks saurer Sahne und etwas Petersilie garnieren und zusammen mit knackigem Weißbrot und einer gekühlten Flasche Indian Pale Ale genießen.

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