denns erbse zieht um ohne Küche rohkost rohvegan roh raw rezept vegan gemüse gesund healthyNach drei Wochen ohne Küche und noch mindestens zwei Wochen, die mir bevor stehen, komme ich besser zurecht als ich dachte. Ein Umzug ist schon stressig genug, aber die Sorge, dass ich zudem ohne Küche sein werde, versetzte mich zu Beginn tatsächlich etwas in Panik. Besonders eine Frage wurmte mich: Wie kann ich uns mit leckerem, abwechslungsreichem und einigermaßen gesundem Essen versorgen ohne ein Vermögen für Restaurants, für zusätzliche Kochmöglichkeiten wie einzelne Kochplatten oder für Campingausrüstung auszugeben?

Die Frage erübrigte sich schnell. Genauso wie all meine anderen Sorgen. Was ich erfuhr, war vielmehr eine Bereicherung und bald schon fühlte es sich kaum mehr so an, als würde ich auf etwas Essentielles verzichten. Es ist ganz eine Sache der Einstellung, denn meine Zeit ohne Küche ist absehbar und bald vorbei. Deshalb habe ich es als spannendes Experiment gesehen, dass mir letztlich sogar dabei half, ein paar meiner Gewohnheiten zu überdenken. Wenn Dinge wegfallen, die selbstverständlich sind, sind wir gezwungen neue Wege zu gehen. Und das macht unglaublich kreativ, was besonders in der Nahrungszubereitung ein Gewinn ist.
Weniger ist bekanntlich mehr. Der größte Teil meiner Küchenausstattung, all das Geschirr, die Schüsseln, Formen, Gläser und Gadgets sind noch eingepackt. Ich weiss schon jetzt, dass ich einen großen Teil davon gar nicht ausräumen und direkt verschenken oder verkaufen werde. In meiner derzeitigen “Küche” habe ich einen genauen Blick über all die Dinge, die ich in den letzten Wochen nutzte. Ich habe nicht mehr das Gefühl unbedingt mehr zu benötigen. Eine Erkenntnis, die ich nicht habe kommen sehen.

Meine Tipps und Tricks für ein Leben ohne Küche:

  1. Unbedingt vorab überlegen, welche Küchengeräte vorhanden sind, welche eventuell geliehen werde könnten und was für Gerichte damit möglich sind. Alltagstaugliches, schnelles und vor allem Dinge, die man stets gerne isst, sollten im Fokus liegen.
  2. Mit einem Wasserkocher lässt sich bereits einiges zubereiten. Dünne Nudeln und Couscous garen, wenn sie wenige Minuten in heißem Wasser baden können. Dazu kann kleingeschnittenes, buntes Gemüse und Sojasauce, aber auch Salat oder was aus der Dose. Heiße Getränke oder Tütensuppe sind damit sowieso kein Problem. Aber selbst Haferschleim mit Früchten zum Frühstück können mit Hilfe eines Wasserkochers zubereitet werden.
  3. Mit einer Mikrowelle ist schon eine ganze Menge möglich und je nach Modell kann sie sogar einen Backofen und eine Herdplatte ersetzen.
  4. Hatte ich zuerst gar nicht auf meinem Radar, aber mein Pürierstab ist Gold wert. Selbstgemachte Suppen oder Soßen, aber auch mal ein Eis oder eine süße Creme, sind somit gesichert.
  5. In beinahe jedem Haushalt befindet sich ein Raclette. Das kann gerne auch mal außerhalb der Feiertage benutzt werden. 🙂
  6. Ab und zu kann es ein Fertiggericht sein. Die veganen Suppen und Eintöpfe von Nabio und Antipasti von Taifun, die ich letztens auf der Biofach kennenlernen konnte, eignen sich super für solche Tage.
  7. Ohne Kühlschrank wird es besonders im Sommer schwer, weshalb der Einkaufsplan daran angepasst werden muss. Lebensmittel die nicht gekühlt werden müssen, sollten bevorzugt werden. Ich habe das Glück, gerade noch bei kaltem Wetter umgezogen zu sein, so konnte ich schnell-verderbliche Lebensmittel auf dem Balkon kühlen. Kühle Kellerräume oder das Fensterbrett sind eine Alternative. Tipp: Angebrochene Pflanzenmilch hält sich ungekühlt länger als Tiermilch. Dies gilt in der Regel für die meisten pflanzlichen Produkte im Gegensatz zu tierischen.
  8. Arbeitsflächen sind essentiell. Auch wenn die Küchenmöbel noch nicht da sind, wird Platz für ein paar Küchengeräte, ein bisschen Geschirr und zum Abwaschen benötigt. Das Essen muss ebenfalls irgendwie zubereitet werden. Ein großer Klapptisch oder ein Tapeziertisch können diese Flächen erstmal ersetzen.
  9. Das Experiment könnte vielleicht sogar ein Anstoß sein, öfter mal rohe Lebensmittel zu essen. Rohkost benötigt so gut wie keinerlei Küchengeräte.
  10. Keine Panik. Ein Ende ist in Sicht!

Den vorletzten Punkt habe ich mir sehr zu Herzen genommen und mich nach über sieben Jahren veganer Lebensweise endlich auch mal etwas mit der Rohkost auseinandergesetzt. Ich esse sehr gerne warm, aber die Zeit ohne Küche hat mich darin bestärkt, dennoch einfach mal öfter eine Mahlzeit roh zu gestalten. Entstanden sind dabei drei rohvegane Rezepte, die ich mit euch teilen möchte.

Vorspeise: Rohvegane Möhren-Gazpacho

(für 2 Personen)

  • 250 g Möhren
  • 200 g Kokosmilch
  • 50 ml Wasser
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • 1 TL Zitronengraspaste
  • 2 TL Olivenöl
  • 1 EL Weißweinessig
  • ½ TL rote Chili-Paste
  • Salz, Pfeffer, etwas Thymian und Estragon

Die Möhren habe ich zuerst gewürfelt und danach mit allen anderen Zutaten gemixt, bis eine cremige Suppe entsteht. Da ich es nicht so scharf mag, habe ich eine Portion mit roter Chili-Paste und eine mit zwei Teelöffeln Ajvar gemacht. Abgeschmeckt habe ich die Gazpacho mit etwas Salz und Pfeffer und als Garnierung dienten mir Thymian, Estragon und Walnüsse.

Hauptspeise: Rohvegane Zucchini-Nudeln mit Avocado-Dressing

(für 2 Personen)

  • 1 Zucchini
  • 30 g frischen Basilikum
  • 20 g Pinienkerne
  • 2 TL frisch gepressten Zitronensaft
  • 70 ml Wasser
  • 1 ½ reife Avocado
  • 2 handvoll bunte, kleine Tomaten
  • eine Prise Salz

Für dieses Rezept wird ein Spiralschneider benötigt. Genauso lecker ist die Zucchini aber natürlich auch, wenn sie in dünne Stifte geschnitten wurde. Streifen sind mit einem Sparschäler kein Problem. Für das Avocado-Dressing müssen die Avocado, der Basilikum, die Pinienkerne, der Zitronensaft und das Wasser in den Mixer, bis eine grüne Soße entsteht. Die Soße kommt auf die Zucchini. Mit einer Prise Salz, ein paar Pinienkernen zur Zierde und den bunten Tomaten, schaut das nicht nur auf dem Teller gut aus, sondern ist auch noch gesund und lecker.

Dessert: Rohvegane Schokocreme

(für 2 Personen)

  • 150 g Mandelmus
  • 60 g Kakaopulver aus der Backabteilung
  • 4 sehr reife Bananen

Alles ab in den Mixer und dann ist die Schokocreme auch schon fertig. Wer es gerne so süß mag wie ich, muss darauf achten, dass die Bananen sehr reif sind, sonst erinnert die Schokocreme an herbe Schokolade. Mein erster Versuch war mir nicht süß genug und ich hatte noch keinen Zucker, Ahornsirup oder Agavendicksaft zuhause. „Gerettet“ habe ich die Schokocreme indem ich sie als Dip für süße Obststücke genommen habe. Sobald ein Tiefkühlfach vorhanden ist, kann die Creme eingefroren und als Eis gegessen werden. <3

Mein Zwischenfazit: Es gibt eigentlich nur eine Sache, die ich gerade ernsthaft vermisse und auf die ich mich schon sehnlichst freue: Die Küchenspüle! An das Geschirrspülen mit den Händen habe ich mich gewöhnt, da schon Monate vor dem Umzug unsere Geschirrspülmaschine kaputt ging. Aber an die Situation, in einer Schüssel zu spülen und immer wieder in das Badezimmer zu laufen, um Liter für Liter Wasser in die Küche zu transportieren, kann ich mich nur schwer gewöhnen. Ich finde es zudem unhygienisch das Waschbecken ständig mit Essensresten zu konfrontieren, aber mir ist bewusst, dass zumindest das nur eine Kopfsache ist.

Rohe Gerichte zubereiten spart Zeit, ist gesund und lecker. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure liebsten rohveganen Rezepte mit uns teilt. Und Tipps und Tricks zum Leben ohne Küche sind natürlich mindestens genauso gerne gesehen. Wie lange musstet ihr schon mal ohne Küche aushalten?