Ich finde es schon ein bisschen verwirrend, dass es so viele Begriffe für Erden in Naturkosmetik gibt: Lavaerde und Wascherde, Tonerde, Mineralerde oder Heilerde sind nur ein paar von vielen Bezeichnungen. Im Grunde sind damit eiszeitliche Ablagerungen aus Löss gemeint, die sich durch ihre stofflichen Zusammensetzungen unterscheiden können. Nur die Heilerde hat eine Zulassung als Arzneimittel, in Deutschland trägt die im Taunusgebiet abgebaute Erde der Firma Luvos offiziell diesen Namen.

Traditionell wird Mineralerde nicht nur äußerlich aufgetragen (bei Entzündungen, Schmerzen oder zur Hautpflege), sondern auch innerlich z.B. bei Durchfallerkrankungen eingenommen. Darum wird es allerdings hier nicht gehen, ich beschäftige mich in diesem Blogpost mit der kosmetischen Anwendung der Erden.

Woraus die Erden bestehen

Weiter oben habe ich schon das Stichwort Löss fallen lassen, aus dem die Mineralerden (vielleicht ist das der neutralste Begriff) bestehen. Darunter versteht man eine Verbindung aus Quartz, Tonerde, Kalk, Mineralien und Spurenelementen. Mineraloxide färben die Erden in unterschiedlichen Tönen, ihr kennt sie auch aus Mineralfoundations.

Die Funktionsweise der Mineralerde

Mineralerden zeichnen sich durch kleinste Partikel aus, die eine zerklüftete Oberfläche haben und so besonders gut Feuchtigkeit, Fett oder Schmutz aufsaugen können. Dank der physikalischen Ladung der Partikel werden im Austausch mineralische Stoffe an die Haut abgegeben (lösliche Stoffe wie Kalzium, Kalium, Magnesium oder Silizium). Bei unreiner und entzündlicher Haut wird auch die antiseptische Wirkung der Erde genutzt.

Welche Erden es gibt und was sie können

Die Anteile der Stoffgruppen sowie die Feinheit der Partikel bestimmen die Eigenschaften und somit die Einsatzgebiete der Mineralerden. Grob kann man unterscheiden:

  • Grüne Erde hat eine hohe reinigende Saugkraft, ähnlich wie Rhassoul (braune Erde) aus dem Atlasgebirge – sie haben beide einen großen Anteil an Montmorillonit. So wird grüne Heilerde oft für fettige und unreine Haut empfohlen, ähnliches gilt für die bräunliche Luvos-Heilerde. Rhassoul trägt auch den Namen Lavaerde (von Lateinisch lavare = waschen, daher auch Wascherde) und wird als tensidfreie Reinigung von Körper und Haar ohne Duschgel oder Shampoo eingesetzt.
  • Weiße Erde bzw. Kaolin gilt trotz guter Absorptionskraft als besonders sanft. Sehr gut für Gesichtsmasken und -reinigung von empfindlicher Haut geeignet.
  • Farbige Tonerden wie die gelben, roten und rosa Erden sind Mischungen verschiedener Mineralerden: Rosa Tonerde setzt sich z.B. aus weißer und roter Erde zusammen, sie wird für trockene und empfindliche Haut empfohlen.

Für Gesichtsmasken

Ganz klassisch wird hierfür das Pulver zum Selbstanrühren genommen, z.B. die Heilerde 2 hautfein von Luvos (für Mischhaut und fettige Haut) oder die weiße Lavaerde von Logona (für trockene Haut). Für eine Gesichtsmaske vermischt man etwa zwei Teelöffel Erde mit zwei Teelöffel Wasser oder Hydrolat und verteilt die Masse im Gesicht. Trockene Haut profitiert davon, ein klein bisschen Öl oder Pflanzenextrakte zum Pulver zu geben, um die Saugkraft und damit austrocknende Wirkung zu vermindern. In meinem Blogpost über das Multimasking habe ich bereits einige DIY-Tipps für Heilerdemasken für verschiedene Hauttypen zusammengestellt! Je nach Hautgefühl kann man die Masse während der Maske mit Hydrolat bespühen, um sie feucht zu halten und somit nicht antrocknen zu lassen. Nach einer Einwirkzeit von etwa 10 Minuten mit viel lauwarmen Wasser abspülen.

Bereits fertig angemischt ist die neue mattierende Lavaerde Maske von Logona im Sachet für Mischhaut, sie enthält Kaolin sowie Montmorillonit und ist auch schön feuchtigkeitsspendend. Für empfindliche Haut eignet sich die rosa Heilerde Maske von Cattier in der Tube.

Für die Haarwäsche

Auch für die Haarwäsche kann man sich selbst eine Paste aus pulvriger Erde und Wasser anrühren, Rhassoulerde hat eine besonders starke reinigende Wirkung. Nach dem Auftragen lasse ich die Paste etwas auf der Kopfhaut einwirken, damit sich die Saugkraft entfalten kann oder wiederhole den Durchgang – ich reibe oder massiere die Erde jedoch nicht ein! Vorsicht bei blondiertem Haar, in die aufgeraute Schuppenschicht können sich die Partikelchen haften und das Haar dann stumpf aussehen lassen. Von Logona empfehle ich für die Haarwäsche das braune Lavaerde-Pulver.

Für die Körperwäsche

Neu gibt es zwei tensidfreie Tonerde Duschcremes von Sante. Die Tonerde Duschcreme Sensitive arbeitet mit weißer Tonerde und duftet zart nach Mandel. Insbesondere für empfindliche Haut eine praktische Alternative zum Selbstanrühren einer Paste.

Für die Gesichtspflege und Körperpflege

Die remineralisierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften der Heilerde nutzt die neue Pflegeserie mit rosa Tonerde für empfindliche Haut von Cattier. Die Textur der Tendre Cocon Sleeping Crème (eine Nachtcreme-Maske) ist leicht rosa gefärbt, sie hüllt die Haut über Nacht mit einem unfettigten Film ein und spendet Feuchtigkeit. Auch der Handbalsam von Luvos mit Mineralien und Spurenelementen setzt auf die pflegenden Fähigkeiten der Heilerde, sie macht die Haut schön weich und glatt.

Wofür verwendet ihr Mineralerde? Habt ihr euch schon mal an Wascherde herangewagt?