Morgens einen veganen Smoothie, mittags Quinoa-Salat mit Seitan-Streifen und dazu einen Soja-Latte-Macchiato. Vegane Ernährung ist modern geworden und durch das wachsende Angebot in den Märkten auch immer einfacher umzusetzen. Veganismus hat aber nicht nur mit unserem Essverhalten zu tun, sondern wird übergreifend als Lebenseinstellung gesehen, welche ebenso vor dem Kosmetikregal nicht halt macht.

Einführung in die vegane Naturkosmetik - M. Erbse Huth kosmetik-vegan.de Foto

Natürlich und vegan
Was Naturkosmetik aus macht, hat Julia Keith in ihrem Artikel “Was ist eigentlich Naturkosmetik?” bereits ausführlich für uns erläutert. In der Regel wird bei Naturkosmetik auf Parabene, Silikone, Paraffine und synthetische Duftstoffe verzichtet. Zertifizierte Naturkosmetik beinhaltet außerdem keinerlei Stoffe vom toten Tier und ist somit meist vegetarisch. Vegane Naturkosmetik geht einen Schritt weiter und enthält nichts vom toten, aber auch nichts vom lebenden Tier.

Tierisches in Naturkosmetik
Glücklicherweise sind eine Vielzahl der nicht veganen Inhaltsstoffe bereits bei zertifizierter Naturkosmetik ausgeschlossen. Die folgenden Stoffe sind dennoch besonders häufig in Naturkosmetik zu finden und nicht vegan.

Karmin, Cochenille, CI 75470: Ein roter Farbstoff, der aus getrockneten Schildläusen gewonnen wird. Er befindet sich besonders häufig in dekorativer Naturkosmetik, wie Lippenstiften oder Rouge. Eine vegane Alternative wäre zum Beispiel Rote Beete-Extrakt.

Lanolin, Wollfett: Dieses Sekret wird aus den Talgdrüsen von Schafen gewonnen und findet sich in verschiedenen Cremes oder Lotionen.

Schellack: Eine harzige Substanz, die aus den Ausscheidungen von Lackschildläusen stammt. Haupteinsatzgebiete sind Nagellacke und Haarspay.

Bienenwachs, Cera Alba: Bienenwachs und andere Bienenprodukte wie Honig, Gelee Royal oder Propolis sind ebenfalls nicht vegan. Besonders Bienenwachs wird häufig für Lippenstifte, Wimperntusche und Cremes genutzt. Pflanzliche Alternativen sind Wachse wie Carnaubawachs oder Candelilawachs, aber auch Kakaobutter.

Perlenpuder, Perlmutt: Perlen sind mineralische Ausscheidungen der Muschel und werden in Lippenprodukten, aber auch in Pudern genutzt.

Seidenprotein: Seidenproteine werden aus Seidenfasern hergestellt, die aus den Kokons der Seidenraupen gewonnen werden. Sie werden für Cremes, Lotionen, Shampoos und Haarkuren verwendet.

Tierhaar: Pinsel und Bürsten bestehen häufig aus Echthaar vom Pferd, Wildschwein, Ziege, Dachs, Wiesel und Co. Alternativen sind pflanzliche Fasern oder synthetisches Haar.

Manche Inhaltsstoffe, wie Milchsäure oder Glycerin, sind nicht auf Anhieb als tierisch zu identifizieren, da sie auch pflanzlich hergestellt werden können. In einem solchen Fall hilft nur weiterführende Produktrecherche oder eine Anfrage beim jeweiligen Hersteller.

Tierversuche
Nicht nur Inhaltsstoffe können ein Produkt unvegan machen. Vegan lebende Menschen möchten so gut es ihnen möglich ist, auf alles verzichten, was durch Tierleid entstanden und tierischer Herkunft ist.

Seit März 2013 ist der Verkauf und die Einfuhr von im Tierversuch getesteten Kosmetikprodukten innerhalb der Europäischen Union verboten. Ebenfalls verboten sind Tierversuche für Roh- und Inhaltsstoffe, die für Kosmetik Verwendung finden. Leider können diese Richtlinien durch kleinere Umwege umgangen werden, wenn etwa ein Rohstoff nicht nur für Kosmetik genutzt werden soll und deshalb unter das Chemikaliengesetz fällt.

Siegel für vegane Naturkosmetik
“Vegan” und “Naturkosmetik” sind keine geschützten Begriffe, was es nicht unbedingt leichter macht, echte vegane Naturkosmetik zu erkennen. Eine gute Orientierungshilfe bieten deshalb verschiedene Zertifizierungen, die sich in Form von Siegeln auf den Produktverpackungen befinden.
Vegan Tierversuchsfrei Siegel

Die Vegan-Blume der englischen Vegan Society steht für vegane und demnach tierversuchsfreie Produkte. Darunter findet sich konventionelle, aber auch natürliche Kosmetik.

Das Leaping Bunny wird vom CCIC (Coalition for Consumer Information on Cosmetics) weltweit an tierversuchsfreie Kosmetikmarken vergeben. Dieses Siegel steht nicht explizit für vegane oder natürliche Kosmetik.

Ganz ähnlich ist das Siegel des IHTK (Internationaler Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik). Der Hase mit der schützenden Hand steht für tierversuchsfreie Kosmetik, die außerdem nicht durch Tierquälerei gewonnen oder für die Tiere eigens getötet wurden.
Naturkosmetik Siegel
Natrue, BDIH und Ecocert kennzeichnen echte Naturkosmetik. In der Regel ist die Mehrheit der zertifizierten Produkte außerdem tierversuchsfrei, aber nicht unbedingt vegan.

Wie du siehst, gibt es noch kein Siegel welches ausschließlich an vegane Naturkosmetik vergeben wird. Eine Kombination aus einem Naturkosmetik-Siegel und der Vegan-Blume ist daher nicht unüblich.

Schritt für Schritt: Wie erkenne ich vegane Naturkosmetik?

  1. Halte Ausschau nach den oben beschriebenen Siegeln. Sie sind meist gut sichtbar auf der Vorder- oder Hinterseite der Produktverpackung gedruckt. Trägt es die Vegan-Blume der Vegan Society, kannst du dir sicher sein, dass das Produkt vegan ist. Trägt es alleinig das Siegel für zertifizierte Naturkosmetik, ist das Produkt zwar tierversuchsfrei, aber nicht unbedingt vegan.
  2. Bist du dir mit der Tierversuchsfreiheit nicht sicher, informiere dich im Netz und recherchiere einzelne Marken.
  3. Ist das Produkt sicher tierversuchsfrei, vergewissere dich, dass es keine tierischen Inhaltsstoffe enthält. Die üblichen unveganen Inhaltsstoffe in Naturkosmetik, habe ich dir in diesem Artikel als Hilfe aufgelistet. Naturkosmetikmarken sind meistens darauf bedacht, neben den lateinischen Begriffen, eine übersetzte Bezeichnung auf die Produkte zu drucken, sodass es für uns einfacher ist, zu erkennen, was in der Verpackung steckt.
  4. Bonus: Vegane Naturkosmetik lässt sich mit wenigen Mitteln ganz leicht selbst herstellen! Ein Rezept für vegane Deocreme, findest du in Julia Keiths Artikel “DIY-Tipp: Meine selbstgemachte Deocreme”.

Im ersten Moment erscheint das sicherlich sehr aufwendig und kompliziert, aber einmal ein wenig in die Thematik eingearbeitet, wird das Prüfen der Inhaltsstoffliste zur Selbstverständlichkeit und von Mal zu Mal leichter. Dem Trend entsprechend, wächst das vegane Sortiment an Naturkosmetik stetig, weshalb wir glücklicherweise auf nichts verzichten müssen.

Hast du vielleicht schon vegane Naturkosmetik zuhause und möchtest deine Favoriten teilen? Verrate sie uns gerne in den Kommentaren.