Was sind eigentlich Naturtextilien? Bio-Food kennt inzwischen jeder und Naturkosmetik schmieren wir uns auch vermehrt auf die Haut – klar, denn „du bist, was du isst“ und mit Erdöl möchte sich niemand eincremen! Aber wie sieht’s mit der Kleidung aus?
Spätestens seit dem Einsturz der Textilfabrik ‚Rana Plaza‘ in Bangladesch muss die globale Textilindustrie grundlegend umdenken! Hierbei geht es vor allem um Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz – das heißt die Abschaffung von Kinderarbeit, geregelte Arbeitszeiten und die Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen in den Fabriken, eine faire Entlohnung der Arbeiter sowie die fachgerechte Entsorgung von Abfallprodukten oder etwa die Wiederaufbereitung von Abwässern.
Aber auch der Verbraucher stellt sich zunehmend die Frage: Bunt und trendy, oder fair und im Einklang mit der Natur? …Warum nicht beides? Bio-Mode – also wirklich ökologische Kleidung und nicht die Marketing-Gags der Discounter – hat zwar ihren Preis, aber sie ist bei richtiger Pflege auch wesentlich langlebiger als die ganze Bling-Bling-Plastik-Kleidung für ein paar Euro. Bio-Kleidung entkommt auch endlich ihrem Schaffell- und Kartoffelsack-Image – höchste Zeit also sich mal Gedanken darüber zu machen, was es damit genau auf sich hat!
Naturtextilien und Bio-Mode
Wir bei LIVING CRAFTS stellen seit über 30 Jahren Naturtextilien in Bio-Qualität her – Kleidung und Heimtextilien aus natürlichen Materialien – und pflegen langjährige Beziehungen zu unseren Lieferanten, um unseren Kunden trotz gewährleisteter Bio-Qualität relativ günstige Preise bieten zu können. Baumwolle und Wolle spielen hierbei die größte Rolle! Aber auch Leinen und Seide sind immer mehr im Kommen – als nachwachsende Rohstoffe und wegen ihrer angenehmen Trageeigenschaften. Naturtextilien also… Moment mal, sind Naturtextilien nun gleichzusetzen mit Bio-Mode? Nicht ganz!
„Naturtextilien“ definieren sich über Naturfasern pflanzlichen oder tierischen Ursprungs: also Baumwolle, Wolle, Leinen, Seide und Hanf. Diese dürfen durchaus konventionell sein, sollten aber nicht oder nur nach den Richtlinien der untersten Stufe des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) behandelt werden. Hierbei geht es in erster Linie um die Gewährleistung der Durchlässigkeit der Faser – also den Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich, d.h. die Haut darf unter dem Stoff nicht schwitzen.
Die Naturtextilien von LIVING CRAFTS gehen einen Schritt weiter – sie sind ökologisch, also bio – und das entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Rohstoff, über die Konfektion bis hin zum Transport und Verkauf! Das heißt unsere Rohstoffe stammen aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. kontrolliert biologischer Tierhaltung – und das ist dann Bio-Mode! Unsere Textilien dürfen nicht chemisch fixiert oder gebleicht werden und es dürfen keine schwermetallhaltigen synthetischen Farbstoffe verwendet werden. Warum nicht? Weil viele dieser Stoffe karzinogen (also krebserregend) sind, über unsere Haut in unseren Organismus gelangen – und weil wir dem traurigen Szenario auf dem nachfolgenden Foto dringend entgegenwirken müssen!
Alle unsere ausländischen Lieferanten sind zertifiziert nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS), dem gängigsten Bio-Siegel der Textilindustrie. Einer unserer Lieferanten unterliegt zusätzlich den Textilrichtlinien des Naturland-Verbandes. Einige unserer Socken werden regional von kleinen Herstellern in Deutschland produziert, die aufgrund des hohen Kostenaufwands nicht zertifiziert sind – aber dennoch ausschließlich mit Bio-Baumwolle und Bio-Wolle arbeiten.
Alle verwendeten Farbstoffe sind giftfrei und somit unbedenklich für Gesundheit und Umwelt. Falls mal ein Kleidungsstück bedruckt wird, dann nur auf wasserlöslicher Basis! Gebleicht wird mittels Sauerstoff, ohne Chlorbleiche. Und wem sogar das zu viel ist, ob wegen der persönlichen Einstellung oder aufgrund von Allergien oder chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, die nur pure Naturware vertragen, für den haben wir ungebleichte und ungefärbte Unterwäsche aus reiner Bio-Baumwolle.
Öko-Siegel für Naturtextilien
Kennt ihr eigentlich die Siegel für Bio-Textilien? Die bekanntesten und vertrauenswürdigsten sind neben GOTS das Siegel IVN Naturtextil sowie IVN Best und Naturland – aber auch bluesign, made-by, OEKO-TEX und EU Ecolabel. Auf folgende Logos solltet ihr beim Kauf eurer Kleidung achten, wenn ihr Wert auf eine ökologische Produktion legt:
Daneben gibt es die Fair Wear Foundation, die Textilhersteller hinsichtlich fairer Produktion prüft. Es geht hier um Menschenrechte und Arbeitsbedingungen in den Fabriken, die durch den Hersteller sicherzustellen sind. Fair Wear bietet Arbeitern in den Produktionsländern Beschwerde-Hotlines an und sorgt dafür, dass sie hinsichtlich Arbeitssicherheit umfassend geschult werden. Mitglieder der Fair Wear Foundation – seit Januar diesen Jahres gehört auch LIVING CRAFTS dazu – sind zu erkennen an diesem Logo.
Legt ihr Wert auf Textilsiegel? Worauf kommt es euch am meisten an, wenn ihr Kleidung shoppen geht? Achtet ihr auf das Material und kauft vor allem Naturtextilien? Sind euch modische Aspekte wie aktuelle Schnitte und trendige Farben wichtig? Kauft ihr hochpreisige Marken-Kleidung oder bevorzugt ihr Schnäppchen?
Soweit, so gut – das war nur der erste grobe Überblick. In meinem nächsten Beitrag möchte ich etwas ins Detail gehen und euch anhand der einzelnen Produktionsschritte zeigen, wie sich ökologische Naturtextilien von konventioneller Kleidung unterscheiden – spätestens dann wird euch bewusst warum Ökologie auch bei Kleidung und Heimtextilien von großer Bedeutung ist.
15 Kommentare
30. January 2016 von Tanja
Hy Stiliana Ich stehe extrem auf faire Kleidung mit Bio-Siegel und berichte auch auf meinen Blog recht gern über faire Mode! Vor allem deshalb, weil es meist schöne Basics sind, die eigentlich nie aus der Mode kommen, sich immer wieder toll kombinieren lassen (Slow Fashion eben) und weil sie wahnsinnig hautfreundlich sind. Man kann mit nachhaltigen Naturtextilien im Einkaufskorb eigentlich kaum was falsch machen. :) Ein schöner Artikel btw! LG Tanja von blattgruen.me
1. February 2016 von Stiliana Doynova
Hallo Tanja, vielen Dank für dein Feedback! Das Argument mit der Zeitlosigkeit ist auf jeden Fall richtig - und wichtig. Man kauft eben nicht nur für eine Saison, das stimmt. Kaufst du überwiegend online oder ziehst du durch die Geschäfte? Leider ist nachhaltige Mode in vielen Klein- bis Mittelstädten noch nicht richtig angekommen. Werde mir deinen Blog auch mal ansehen! ;) LG Stiliana
1. February 2016 von Tanja
Ich versuch auf alle Fälle auch abseits vom Internet zu kaufen (z.B. Messen wie die WearFair in Linz(OÖ, den ECO in Linz/OÖ oder dergleichen), aber hin und wieder finde ich ein Stück nachhaltige Stoffliebe im großen weiten WWW, das ich mir dann einfach bestellen muss, weil ich's offline leider nicht finde. :)
4. February 2016 von Sabrina
Hallo, vielen Dank für den tollen Beitrag, vor allem die Übersicht der Gütesiegel finde ich wichtig. Gibt es einen Grund, warum FAIRTRADE/Transfair nicht erwähnt wurde? Ich denke, dass es wert gewesen wäre, dieses Gütesiegel zu erwähnen, wenn auch Öko-Tex Platz findet. In Österreich gibt es zumindest zertifizierte Baumwolle von ihnen. Vielleicht aber nicht in Deutschland... Liebe Grüße Sabrina
5. February 2016 von Stiliana Doynova
Hallo Sabrina, danke für deine Meinung! Die Auswahl der Siegel habe ich zum einen aufgrund ihrer Bekanntheit und Spezifikation auf Textilien getroffen. Das ist auch der Grund, warum OEKO-TEX erwähnt wird. (Fairtrade findet man häufiger bei Lebensmitteln wie z.B. Kaffee oder Schokolade. Du hast aber völlig recht, es gibt auch ein Fairtrade-Cotton-Siegel für fair gehandelte Baumwolle.) Zum anderen wollte ich mich auf Siegel mit den besonders hohen und in Hinblick auf die Produktionskette umfassenderen Standards beschränken und deshalb hat hier Fair Wear einen Platz gefunden. Kennst du die Seite www.siegelklarheit.de? Hier findest du weitere Textil-Siegel. Liebe Grüße, Stiliana
25. April 2016 von Bam Larsson
Super Artikel, aber in einem Punkt stimme ich nicht überein: Kleidung aus Bio-Baumwolle muss nicht teurer sein. Es ist nur so, dass die Anbieter von Bio-Klamotten meist eher klein sind (verglichen mit den konventionellen Anbietern) und dadurch viel höhere Stückkosten im Einkauf haben. Das hat meiner Erfahrung nach den größten Einfluss. Bio-Baumwolle an sich ist nicht so viel teuerer. Wir haben bei Bam Larsson einen anderen Weg gefunden günstig Bio-Klamotten anzubieten: wir produzieren nur auf Bestellung und sparen so einiges an Lagerkosten und Risiko. Dazu sind wir auch bereit mit einer etwas geringeren Marge zu leben. Ich glaube, dass es Wege gibt den interessierten Kunden gute Produkte zu einem fairen Preis anzubieten, man muss momentan nur noch viel suchen, um die richtigen Sachen zu finden. Aber das ändert sich zum Glück durch Leute wie Dich, die darüber schreiben :-) Viele Grüße, Jörg
26. April 2016 von Stiliana Doynova
Hallo Jörg, danke für dein Feedback! Du hast vollkommen Recht mit deiner Argumentation. Leider muss man in einem so kurzen Beitrag etwas pauschalisieren, das ist schwer zu vermeiden. Es fängt schon bei der Bio-Baumwolle an - sie nimmt zwar den größten Anteil der Rohstoffe ein, ist aber nicht der einzige im Biomode-Segment. Dennoch spricht man fast immer von der Bio-Baumwolle. Sicher gibt es viele kleine Anbieter, die auf Bestellung produzieren, individuelle Wünsche der Kunden erfüllen können und bei denen es ganz anders läuft. Wir bei LIVING CRAFTS haben gewisse Bedingungen zu erfüllen, unser Sortiment ist breit und wir müssen auch große Stückzahlen bereitstellen - allein um die vielen denn's-Biomärkte regelmäßig mit Aktionen auszustatten. Auf ein Lager können wir daher nicht verzichten und auch die faire Entlohnung der Arbeiter oder die Zertifikate "haben ihren Preis" (wie es im Beitrag heißt) - als "teuer" würde ich unsere Produkte dennoch nicht bezeichnen. Die Perspektive, aus der ich berichte, spiegelt sich natürlich in meinen Beiträgen wider - auf alle Anbieter der Bio-Textilbranche kann und soll man es nicht beziehen. Eure Homepage und die Artikel gefallen mir übrigens sehr gut! Tolle Prints habt ihr :) Liebe Grüße, Stiliana
26. April 2016 von Bam Larsson
Hi Stilina, danke für deine schnelle Antwort (und deinen tollen Einsatz für diesen Blog!). Klar, jedes Business hat andere Grundvoraussetzungen und das wirkt sich auch auf den Preis aus. Muss mir gleich mal anschauen was ihr mit Living Crafts macht. Schön, dass dir unsere Website und der Blog gefallen. Hättest du Lust mal einen Gastartikel bei uns zu schreiben? Ich würd mich auch revanchieren, wenn es ein passendes Thema gibt. Viele Grüße, Jörg
27. April 2016 von Stiliana Doynova
Hi Jörg, momentan bin ich leider ziemlich eingespannt, aber wenn es die Zeit zulässt, können wir da gern etwas ausmachen :) Eine Frage hätte ich noch - war inzwischen schon etwas ausgiebiger auf eurer Seite unterwegs - zur Produktion bei Bam Larsson: da steht eine Lieferzeit von 3-5 Werktagen ... meintest du nicht, ihr produziert auf Bestellung? Wie ist das zu realisieren? Schau dich gern mal um bei uns - LIVING CRAFTS gibt's schon seit 1985 und der Schwerpunkt liegt im Basic- & Wäsche-Segment. Liebe Grüße, Stiliana
27. April 2016 von Bam Larsson
Wir lassen unsere Sachen bei Spreadshirt bedrucken und die sind tatsächlich so schnell. Kannst du gerne mal ausprobieren ;-) Ich find eure Sachen auch cool, kann bei meinem Geschäftsmodell aber nur die Rohlinge nehmen, die Spreadshirt im Sortiment hat. Viele Grüße, Jörg
28. April 2016 von Stiliana Doynova
Ok, das ist natürlich etwas anderes, wenn die Konfektion der Ware wegfällt und "nur" gedruckt und gelabelt wird. Dann sind auch kleine Stückzahlen kein Problem. Ihr nehmt dann quasi T-Shirt-Rohlinge aus Bio-Baumwolle, vermutlich GOTS-zertifiziert? Ist der Druck bei Spreadshirt dann auch ökologisch, oder verzichtet ihr darauf? Bei uns ist alles zertifiziert, vom Rohstoff, über das Garn bis hin zum Farbstoff und dem verarbeitenden Betrieb - das Ganze ist etwas komplizierter. Sofern bei uns überhaupt mal bedruckt wird, dann ökologisch auf wasserlöslicher Basis. Vielleicht erklärt sich dir meine Darstellung der Bio-Kleidung im Beitrag allmählich ... Und ja, ich werde es mal ausprobieren bei euch! Allerdings nicht um die Lieferzeit zu testen, sondern weil mir die Eule Colorbrush Splash sehr gut gefällt ;) Liebe Grüße, Stiliana
14. October 2016 von kundentests.com
Hallo Stiliana, ein sehr informativer Beitrag über Naturtextilien, auch für mich. Ich kannte zum Beispiel noch nicht alle Gütesiegel, die Naturtextilien kennzeichnen. Es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen, sodass man vielleicht so die Umwelt ein wenig entlasten kann. Weiter so! Viele Grüße wünscht dir kundentests.com
17. October 2016 von Stiliana Doynova
Hallo und vielen Dank für das positive Feedback! Es gibt sehr viele Gütesiegel für Naturtextilien, der Beitrag beschränkt sich auf die gängisten und vertrauenswürdigsten. Einige weitere Siegel findest du auf dieser Seite: https://www.siegelklarheit.de Viele Grüße zurück, Stiliana
17. October 2017 von Mario Moor
Es ist natürlich wichtih das wir immer mehr acht auf unsere Kleidung geben...Naturmaterialien sind viel besser aber das was meiner meinung nach noch wichtiger ist, sind die geeignete Methoden wie man diese Kleider herstellt. Die Fabriken mussen eben gut ausgerüstet sein um die Abfallprodukte sicher zu entsorgen...Aber ist ein guter Artikel, zum nachdenken...
7. January 2019 von Gustav Sucher
Hallo, Bio ist immer mehr in. Dabei hat der Begriff Bio schon längst wieder seinen Wert verloren. Es gibt so viele Dinge, die als Bio bezeichnet werden und dann einfach eine normale Produktion daran hängen haben. Zum Glück gibt es da die vielen Siegel. Danke für den tollen Blog!