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Im April war ich in Seoul und habe dort nach koreanischer Naturkosmetik Ausschau gehalten. In den dortigen Drogeriemärkten stehen konventionelle Kosmetik, naturnahe Kosmetik und Naturkosmetik munter nebeneinander und waren für mich kaum zu unterscheiden. Nicht anders ging es mir in den Markenshops: Da heißt eine Marke z.B. Nature Republic (ich finde den Namen großartig!) und hat aber leider keine Naturkosmetikprodukte im Sortiment. Auch in einem Bioladen habe ich mal daneben gegriffen und mir ein nur naturnahes Produkt gekauft, weil ich die INCI-Deklaration einer Foundation nicht lesen konnte. Das wäre mir in Deutschland in einem Bioladen nicht passiert – denn dort dürfen nur zertifizierte Naturkosmetikprodukte verkauft werden.

Mich haben meine Erlebnisse in Seoul ins Nachdenken gebracht: Vielleicht geht es ja vielen Menschen in Deutschland letztlich nicht anders und sie fragen sich, ob eigentlich ein Produkt mit Bio-Granatapfel schon Naturkosmetik ist? In diesem Blogpost erkläre ich deswegen die Unterschiede zwischen Naturkosmetik, Biokosmetik, naturnaher Kosmetik und konventioneller Kosmetik.

Der größte Teil der Kosmetik ist konventionell, und damit ist gemeint, dass es sich damit nicht um Natur-, Bio- oder naturnahe Kosmetik handelt. Sicher kennt ihr die Marken Nivea oder L’Oréal – deren Produkte nach den gesetzlichen Vorgaben produziert werden.

Als naturnahe Kosmetik werden Kosmetikprodukte bezeichnet, in denen auf einige synthetische Inhaltsstoffe verzichtet wird und in denen vermehrt pflanzliche Stoffe zum Einsatz kommen. Sie genügen damit jedoch noch nicht den Richtlinien gängiger Siegel wie z.B. BDIH/Cosmos, Natrue oder Ecocert, denn meist sind in naturnahen Produkten noch synthetische Filmbildner oder Sonnenschutzfilter enthalten. Bei naturnahen Marken kommen mir als Beispiele sofort die sich in jeder Fußgängerzone befindlichen Shops von Yves Rocher (nennt sich selbst Pflanzenkosmetik), Lush oder The Body Shop in den Sinn. Auch eine Auslobung eines Produkts mit dem Claim „free from“ bedeutet leider noch nicht, dass es sich um Naturkosmetik handelt.

Naturkosmetik geht über die oben bereits angesprochenen gesetzlichen Vorschriften hinaus und richtet sich nach zusätzlichen Regeln, die von Siegeln wie z.B. BDIH/Cosmos, Natrue, Ecocert oder Demeter kontrolliert werden. Bis auf wenige geregelte Ausnahmen kommen nur Inhaltsstoffe zum Einsatz, die einen natürlichen Ursprung haben. Das können Öle oder Pflanzenextrakte sein, aber auch weiterverarbeitete Stoffe wie Tenside für Shampoos und Duschgels (wie z.B. im Aprikose Holunderblüte Duschgel von Benecos). Sie werden mit bestimmten zugelassenen Verfahren aus einem ursprünglich natürlichen Rohstoff wie Kokosöl oder Zucker hergestellt. Die meisten Naturkosmetiksiegel schreiben einen gewissen Anteil an Bio-Inhaltsstoffen vor, der allerdings variiert.

In Deutschland sprechen wir oft von Naturkosmetik und schließen damit die Biokosmetik gleich mit ein. Dabei kann man auch diese beiden Kategorien noch unterscheiden! Biokosmetik besteht aus Inhaltsstoffen, die zum größten Teil aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Die meisten Siegel gehen dabei von einem Anteil von 95% aus, die Bewertungsgrundlagen dafür weichen jedoch voneinander ab (Beispiel: wie zählt man ein wässriges Bio-Hydrolat dazu?) . Für ein Shampoo mit einem hohen Anteil an Wasser oder Tensiden ist also schwierig, Biokosmetik zu sein – denn originär pflanzliche Inhaltsstoffe aus Bio-Anbau wie Öle kommen hier nur in geringeren Anteilen zum Einsatz. Auch Mineralien, die oft in dekorativer Kosmetik oder Wascherde enthalten sind, können nicht aus Bio-Anbau stammen und sind damit meist „nur“ Naturkosmetik. Viel leichter ist es für ein Körperöl wie z.B. das Birke Cellulite-Öl von Weleda, ganz und gar aus Bio-Inhaltsstoffen zu bestehen.

Woher weiß man nun, was für ein Produkt man gerade in den Händen hat? Am einfachsten ist es, sich an den Siegeln wie z.B. BDIH/Cosmos, Natrue, Ecocert oder Demeter (besonders strenge Vorgaben, 90% der Inhaltsstoffe müssen Demeter-Qualität sein) zu orientieren. Sie regeln nicht nur, welche Inhaltsstoffe verwendet, sondern auch, mit welchen Verfahren sie hergestellt werden dürfen oder machen Vorgaben für eine umweltfreundliche Verpackung. Auf dem Produkt oder der Homepage des Siegels kann man auch nachlesen, ob es sich um ein Naturkosmetik- oder um ein Biokosmetik-Produkt handelt. In Korea hätte es mir sehr geholfen, wenn mehr Produkte solche Siegel getragen hätten – und glücklicherweise habe ich sie bei einigen Produkten tatsächlich auch gefunden!

Ein einzelnes Pflänzchen aus Bio-Anbau macht also aus einem Produkt noch längst keine Natur- oder gar Biokosmetik! Was zertifizierte Naturkosmetik im Detail ausmacht, das habe ich schon vor einigen Monaten auf dem Bio-Blog beschrieben.

Habt ihr beim Einkaufen auch schon mal daneben gegriffen oder euch getäuscht? Kanntet ihr die unterschiedlichen Begriffe?