Mufasa: Everything you see exists together in a delicate balance. As king, you need to understand that balance and respect all the creatures, from the crawling ant to the leaping antelope.

Simba: But, Dad, don’t we eat the antelope?

Mufasa: Yes, Simba, but let me explain. When we die, our bodies become the grass, and the antelope eat the grass. And so we are all connected in the great Circle of Life.

(The Lion King, 1994)

Ich war sechs Jahre alt, als “Der König der Löwen” erschien. Für mich war es der beste Film der Welt und so sah ich ihn immer wieder und wieder, bis ich mitsprechen konnte. Ein Grund dafür waren die tiefen Dialoge zwischen Mufasa und seinem Sohn, über die ich lange grübelte. Wie soll das gemeint sein? Unsere Körper werden zu Gras und wir sind alle irgendwie im großen Kreislauf des Lebens miteinander verbunden? Irgendwann kam es mir dann, als ich im Garten saß, die emsigen Ameisen auf ihrer Route beobachtete und mein Blick zum Komposthaufen wanderte, aus dem eine kleine Blume wuchs. Wir brachten alle organischen Abfälle auf diesen Haufen und nutzen die Erde, die daraus entstand, später für unseren Gemüsegarten. Wir sind alle miteinander verbunden, dachte ich.

Als ich später in die Stadt zog, blieb mir nur noch der kleine Restmülleimer, der im Sommer so schnell anfängt zu stinken. Die Tatsache, dass ich all meine wertvollen Bio-Abfälle einfach in die Tonne schmiss, damit sie in Verbrennungsanlagen vernichtet werden, hatte mir nie gefallen. Seit 2015 gibt es in ganz Deutschland die Bio-Tonnen-Pflicht und das ist besonders in den Städten ein begrüßenswerter Fortschritt. So kann das organische Material weiterverarbeitet werden, um die Böden anzureichern und um Biogas und Energie zu erzeugen, anstatt auf Deponien zu gammeln und klimarelevantes Methan zu produzieren, bis alles einfach verbrannt wird. Leider besteht selbst bei den Betrieben von Bioabfallbehandlungsanlagen nicht überall das Bewusstsein für klimaschonende Verfahren. So kann, laut Umweltbundesamt, unter ungünstigen Bedingungen sowohl bei Kompostierungs- als auch bei Vergärungsanlagen Methan, Lachgas und Ammoniak entweichen. Nicht zu vergessen ist der logistische Aufwand, den die Bio-Tonne mit sich bringt. Die Abholung des Abfalls und der Betrieb der Kompostanlagen frisst in manchen Gemeinden so viel Energie, was durch den Biomüll gar nicht ausgeglichen werden kann.

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Hand auf’s Herz. Ein eigener kleiner Kompost hat mir immer gefehlt. Und deshalb habe ich nun hunderte neue Mitbewohner, die zudem tausende kleine Freunde mitgebracht haben. In unserer Küche steht jetzt eine Wurmkiste!
Die Kombination aus Wurmkiste und Biotonne ist perfekt für uns. Die Würmer mögen keine Essensreste, kein Katzenstreu, keine Zitrusfrüchte und ebenfalls keine Zwiebeln oder Knoblauch, aber beinahe alles andere schlürfen sie in kurzer Zeit auf. Besonders Teebeutel, Kaffeesatz und reichlich Gemüse und Obstreste, sowie Klopapierrollen und generell Pappe, landen vorrangig bei den Würmern. Sie schaffen täglich die Hälfte ihres Körpergewichts, was bei 1000 Würmern etwa 100 Gramm Futter bedeutet.

Alle meine Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. Die Kiste gibt keinerlei ekligen Geruch ab und wenn ich meine Nase direkt rein halte, rieche ich nicht mehr als Walderde. Auch die Würmer und ihre Freunde reißen nicht aus, weil sie sich in der Kiste wohl fühlen und es außerhalb sowieso viel zu hell ist. Die Pflege der Tierchen frisst so gut wie keine Zeit, da sie sehr selbstständig sind und in der Kiste ein ausgewogener kleiner Kosmos herrscht, der funktioniert, solange es immer schön dunkel und feucht ist, und genügend unterschiedliches organisches Material darin landet.

Nicht jeder Wurm ist für die Kompostierung geeignet. In der Regel kommen die Arten Eisenia fetida, Eisenia andrei und Dendrobaena veneta in Frage, weil sie nicht nur schnell Organisches in Humus verwandeln, sondern außerdem eine weite Temperaturspanne aushalten und eine hohe Vermehrungsrate aufweisen. In nur drei Monaten kann sich eine Wurmpopulation verdoppeln, wobei sie sich an das vorhandene Nahrungsangebot anpassen und irgendwann eine Fortpflanzungspause einlegen. Eine Überpopulation ist also nicht zu befürchten.

Die Würmer sind eigentlich nur für einen kleinen Teil des Kompostierungsprozesses verantwortlich. Bevor sie essen können, müssen erst ihre Freunde ans Werk, die die Nahrung zersetzen und in eine Art Brei oder Tee verwandeln, den die zahnlosen Würmer schlussendlich wegschlürfen können.
Zu diesen Freunden gehören zum Beispiel Bakterien, Milben, Enchyträen, Springschwänze, Asseln und Pilze. Ohne sie wäre die Kompostierung nicht möglich. Auch sie brechen aus ihrem kleinen Ökosystem nicht aus, solange alles ausgewogen läuft, deshalb lasse ich sie einfach ihre wichtige Arbeit verrichten.

Nach wenigen Monaten haben sie das ganze organische Material zersetzt und beschenken uns mit nährstoffreichem Humus und Wurmtee, was zwar eklig klingt, aber eigentlich nur flüssiger Super-Dünger ist. Beides lässt sich an Freund*innen mit grünem Daumen verschenken oder einfach für die eigenen Pflanzen nutzen. Der “Circle of Life” eben.

Einige weitere Anregungen wie wir alle noch mehr zur Müllvermeidung beitragen können, habe ich im Artikel “Tipps für ein Leben ohne Müll” gesammelt. Im kommenden Monat möchte ich noch etwas näher auf die Wurmkiste an sich eingehen und zeigen, wie sie ganz einfach selbst zu bauen ist.

Wie findet ihr das Konzept der Wurmkiste und würde soetwas auch für euch in Frage kommen?