Getreide hat es in „kohlenhydratarmen“ Diät-Zeiten nicht gerade leicht. Dabei liefert das volle Korn richtig gut Energie – dank der idealen Kombination aus Kohlenhydraten, Mineralstoffen und Vitaminen. Und das schon seit Jahrtausenden, denn mit der Verwandlung der Gräser in Getreidepflanzen begannen Agrarkultur und das Sesshaft-Werden der Menschheit. Weil die Körner nicht nur den Körper nähren, sondern nach einem ganzheitlichen Verständnis auch seelische und geistige Prozesse im Menschen fördern, verdienen sie es wirklich, immer mal wieder neu entdeckt zu werden. In der anthroposophischen Ernährungslehre wird ein spannender Bezug hergestellt: sieben Körner, sieben Tage, sieben Planeten.

Kann also das passende Korn am richtigen Wochentag genau den optimalen Impuls für die Herausforderung dieses Tages geben? Leben ist Rhythmus. Wie gut tut es uns, den Tag mit einem Frühstücksritual zu starten? Wie sehr lieben Kinder das abendliche Vorlesen oder der Kollegenkreis den gemeinsamen Start ins Wochenende mit dem selbst gebackenen Kuchen? Neben diesen individuell gesetzten Rhythmen prägen viele rhythmische Abläufe unser Leben, ohne, dass wir sie immer bewusst wahrnehmen: Atmung, Herzschlag, Jahreszeiten, Vollmond. Dem Rhythmus der Woche, den sieben Wochentagen, sind schon im alten Griechenland Planeten zugeordnet worden. Die Bezeichnungen erinnern bereits daran: Sonntag bringt die Sonne mit, der Montag trägt den Mond in sich. Im anthroposophischen Weltbild nach den Ideen von Rudolf Steiner wirken die verschiedenen Planeten auf die Pflanzen. In der Biodynamischen Wirtschaftsweise von Demeter werden diese kosmischen Kräfte durch den Einsatz selbst hergestellter Präparate aus Heilpflanzen und tierischen Hüllen wie Hörner aufgegriffen und nutzbar gemacht. Die Pflanzen als Basis unserer Ernährung (auch über den „Umweg“ durch das Tier) werden empfänglich für alles, was Mond, Venus, Merkur, Sonne, Jupiter, Mars und Saturn senden. Jeder Planet wirkt ganz speziell und steht für besondere Energien. Aufmerksame Betrachter können das sogar am Erscheinungsbild und der Wirkungsweise von Pflanzen erkennen.

Die anthroposophische Ernährungslehre nun bringt sieben Getreidearten mit dem Rhythmus der Wochentage und der sieben Planeten in Einklang.

Der Sonntag wird der Sonne zugeordnet. Aus spiritueller Sicht hat der lichtvolle Weizen und sein beliebter Verwandter, der Dinkel, von allen Getreidesorten den größten Bezug zur Sonne. Das zeigt sich bereits an der aufrechten Gestalt von Halm und Körnern. Dieses Getreide wird für geistige Arbeit empfohlen. Er tankt am Sonntag den Kraftspeicher für die Woche auf.

Der Montag und der Mond sollen besinnlich und harmonisierend wirken – ganz wie das Getreide Reis. Er wächst im Wasser, das wie kaum ein anderes Element vom Mond beeinflussbar ist. So verbindet das Reiskorn die Mondkräfte des Keimens und der Fruchtbarkeit und führt dem Menschen die Nährstoffe zu, die unsere Stoffwechselorgane unterstützen.

Dienstag (französisch mardi) wird dem Mars zugeordnet. Der korrespondiert mit der kräftigenden Gerste. Die soll vor allem die Tatkraft anregen. Gerste gehört zu den ältesten Getreidearten der Erde. Charakteristisch ist für sie der Zuckerprozess mit einer intensiven Malzbildung, die Verwandtschaft zum Kiesel, der Haut und Sinnesorgane stärkt sowie die Schleimbildung beim Kochen, die gestressten Verdauungsorganen gut tut.

Mittwoch (mercredi) weist auf den Merkur hin. Das passende Getreide für den Götterboten ist die verbindende, wärmende Hirse. Sie aktiviert den Kieselprozess im Körper – der sorgt nicht nur für vitale Haut, Haare und Fingernägel, sondern soll auch die feine Wahrnehmung von uns Menschen fördern.

Donnerstag (jeudi) stellt den Bezug zu Jupiter her. Großmut und Weisheit sollen hier walten. Da kommt der erdende Roggen genau richtig. Er verleiht Standfestigkeit und stärkt die Leber, den Kopf und das Nerven- und Sinnessystem.

Freitag (vendredi) lässt die Venus erscheinen. Die Liebesgöttin schlägt die Brücke zum Hafer, der Substanz gebende Kräfte entfaltet. Hafer steigert die körperliche Leistungsfähigkeit und ist wichtig auch in der Rekonvaleszenz. Die gute Verträglichkeit und die leistungssteigernde Wirkung des Hafers werden seit alters her geschätzt. 

Das englische Saturday weist für Samstag auf den Saturn und den Mais hin. Er wirkt schon auf dem Feld viel weniger feingliedrig als seine anderen Getreidegeschwister und wickelt in seinen Körnern intensive Zuckerbildeprozesse ab. Die anthroposophische Ernährungslehre schätzt seine Kristallisationskraft. Ob die dann im Wochen-Rückblick den Sinn hinter dem Erlebten klarer macht, muss jede*r selbst ausprobieren.

Mancher, der sich auf das Experiment des Genießens im Rhythmus der Wochentage und ihrer Planeten eingelassen hat, spürt die gute Wirkung dieser Getreide-Küche.

Und wer mehr dazu erfahren will, kann weiterlesen: „Getreideküche im Rhythmus der Wochentage“ von Emma Graf, www.ak-ernaehrung.de. „Die Sieben Getreide – Nahrung für den Menschen“ von Udo Renzenbrink, Verlag am Goetheanum. „Der siebenfache Flügelschlag der Seele – Leben mit dem Rhythmus der Woche“ von Wolfgang Held, falter im Verlag Freies Geistesleben.