Heiligabend, Feiertage, morgens lange schlafen und spät abends noch gemütlich zusammensitzen? Für Bäuerinnen und Bauern gibt es eigentlich keine Feiertage. Kühe und Ziegen, Hühner und Schafe kennen keine Pause. Das Euter ist morgens und abends prall gefüllt, melken also unerlässlich. Und Futter wächst nicht von alleine ins Maul. Kund*innen hätten sicherlich wenig Verständnis für leere Milchregale am 27. Dezember, oder? Gerade weil die Haltung von Tieren eine bilaterale Angelegenheit ist – Menschen halten Tiere, und die Tiere halten den Menschen (und sei es auf Trab 🙂 ) – dringt die besondere Stimmung im Advent bis in die Ställe.

Bei Bio- und Demeter-Landwirten ist die Verbindung zu ihren Tieren ja besonders eng, weil sie täglich achtsam mit ihnen umgehen und die Herden aufmerksam führen. Sie leben im Rhythmus der Natur und im Rhythmus der Tiere. Rhythmus ist Leben, betonte schon Rudolf Steiner, der neben Waldorfpädagogik auch biodynamischen Landbau als lebendigen Ausdrucks der Anthroposophie initiierte. Wir Menschen spüren diese Rhythmen immer weniger, aber der Wechsel der Jahreszeiten prägt selbst Städter. Der bevorstehende Jahreswechsel mit der Adventszeit als Vorbereitung geht wohl an niemandem spurlos vorbei? Dafür sorgen nicht zuletzt ja auch die speziellen Angebote in den Läden – und damit meine ich jetzt nicht Lebkuchen, sondern im Anklang an den Melkrhythmus eher Joghurts mit winterlichen Geschmackskomponenten.

Die Tage der Milchbauern sind eingerahmt durch die zwei Melkzeiten, stets zu den festgelegten Zeiten. Die innere Uhr der Kühe tickt danach, Verzögerungen sorgen für Unruhe und können sogar gesundheitliche Probleme verursachen. Also läuft die Uhr, gliedert und strukturiert Arbeitsabläufe und lässt wenig Raum für Abwechslung oder Veränderung – auch an Feiertagen. Aber im Stall nehmen sich viele Bäuerinnen und Bauern gerade auf den Demeter-Höfen am Heiligabend mehr Zeit, sie verlegen einen Teil des Weihnachtsfestes zu den Tieren, die ja wichtige Partner auf dem Hof sind. Tannengrün wird nicht nur von Ziegen gern geknabbert, ein Apfel als Leckerei freut große und kleine Wiederkäuer. Aber es gibt noch mehr an besonderer Nahrung an diesen Tagen: Gesang der Hofgemeinschaft, manchmal wird vorgelesen, wirklich besinnlich sitzen Klein und Groß auf Strohballen rund um die Kühe und lauschen. Sicherlich ist es keine Einbildung, wenn viele die dabei sind behaupten, die Tiere spüren die feierliche Stimmung und genießen sie.

Apropos genießen: Wer dabei sein will, hat gerade im Advent viele Gelegenheiten. Die Demonstrationsbetriebe des Öko-Landbaus laden zu vielfältigen Veranstaltungen wie Bio-Glühwei(h)nnacht, Advent im Stall oder im Weingut, den absoluten Bio-Weihnachtsmarkt, zum Plätzchen backen oder zum Wintersonnenwendfeuer. Auch Weihnachtsgeschichten und selbst ein Krippenspiel mit Kuh und Esel stehen auf dem Programm.