Vor gar nicht allzu langer Zeit führte ich mit meiner besten Freundin ein interessantes Gespräch. Es handelte von Familie und Alltagsorganisation und dem Trubel des Mutterlebens. Unsere Lebenssituationen sind mittlerweile zwar recht verschieden, denn im Gegensatz zu ihr wohne ich inzwischen mit meinen beiden Kindern allein. Doch, wie es mit besten Freundinnen eben so ist, haben wir stets gute Ratschläge füreinander parat.

Wir diskutierten also gerade über das Thema Einkaufsstress, da meinte sie, sie würde ihren Wocheneinkauf immer bei denn’s erledigen. Klar, dachte ich, bei einer Familie mit Kind, in der beide Eltern berufstätig sind, mag das sicher im Budget sein. Aber ich, die sämtliche Fixkosten einer dreiköpfigen Familie allein tragen muss, kann mir diesen Luxus leider nicht leisten. Alleinerziehende werden jetzt zustimmend nicken. Höre ich „Biosupermarkt“, schnappt mir die Geldbörse in der Tasche zu.

Als ich genau das erwiderte, kam aber die große Überraschung: Sie berichtete, sie würde um die 70 Euro dafür bezahlen. Das konnte ich nicht glauben. Zunächst fragte ich sie scherzhaft, ob sie eigentlich gerne hungern würde. Dann überlegte ich. Ihr Sohn war gerade mal ein Jahr alt, dementsprechend wenig aß er also. Andererseits brauchte er eine Menge Windeln, die meine Freundin ebenfalls bei denn’s besorgte. Und von unseren gemeinsamen Abenden mit ihr und ihrem Mann wusste ich zuverlässig, dass die Beiden genauso leidenschaftlich gerne und gut aßen wie ich.

 

Challenge accepted

Ich war ungläubig und sofort neugierig. Konnte man mit einem Budget von 70 Euro tatsächlich einen Großeinkauf im Biosupermarkt machen? Und würde ich Produkte finden, die meine Kinder mögen? Meine Kinder von neuen Nahrungsmitteln zu überzeugen ist nämlich gerade genauso erfolgversprechend wie Diskussionen mit politischen Extremisten in sozialen Netzwerken zu führen. Wobei zweitere sich deutlich einsichtiger zeigen. Ja, ich hatte große Vorurteile, meine Sprösslinge sowieso und eigentlich war das ganze Projekt von vornherein zum Scheitern verurteilt. Allerdings kann ich Menschen mit Vorurteilen nicht leiden. Als ich ein paar Wochen später das Angebot bekomme, mal wieder für den Bio-Blog zu schreiben, weiß ich sofort, worüber.

Also fange ich an zu recherchieren. Ich bin niemand, der Prospekte wälzt. Dafür habe ich keine Zeit und darauf habe ich auch keine Lust. Meine Strategie, um beim Einkauf unnötige Zusatzkosten zu vermeiden, ist die, alle Dinge, die sich dem Ende zuneigen, sofort zu notieren und Reste möglichst sinnvoll zu verwerten. Vor Ort schaue ich dann, welche Produkte gerade im Angebot sind und lasse mich davon inspirieren. Ich erledige Einkäufe außerdem – so gut es eben gerade möglich ist – während die Kinder noch in Betreuung sind. Denn wenn ich eins sicher weiß, dann ist es, dass die beiden Hüpfer mich unglaublich ablenken, sodass ich am Ende viel zu viel von dem gekauft habe, was wir nicht brauchen und dafür mindestens zwei Sachen vergessen habe, die wir benötigen.

Erfreut stelle ich fest, dass meine Unlust, Angebote zu studieren, exakt mit einer dauerhaften Aktion von denn’s zusammenpasst. Dort gibt es das sogenannte „Preistipp“-Sortiment. Gemeint ist eine Palette mit über 200 Produkten, die wir im alltäglichen Leben brauchen. Auf dem Handzettel entdecke ich Kaffee, Milch, Butter oder Schokokekse. Alles Dinge, die ich tatsächlich immer im Haus habe. Und die Preise dafür sind überraschenderweise erschwinglich. Der Gedanke dahinter – die schrittweise Umstellung auf Bio zu erleichtern – erschließt sich mir und ich fühle mich als Konsumentin verstanden. Allerdings bin und bleibe ich eine recht kritische Konsumentin. Bei Angeboten vermute ich sofort eine Falle. Ich bin ja auch so jemand, der Großpackungen runterrechnet und mit den kleineren vergleicht. Zu oft musste ich dabei feststellen, dass ich manipuliert werden sollte. Das ärgert mich dann.

Neugierig klicke ich mich weiter durch die Website von denn’s. Dort stoße ich auf die Rubrik „Rezepte“. Erneut von Vorurteilen geprägt, erwarte ich Kompositionen aus Zutaten wie gebratenem Tofu, Ziegenkäse und Minze an einer aufwendigen Vinaigrette, die mit Kombucha angereichert wurde. Vor meinem inneren Auge sehe ich meine Kinder, wie sie panisch versuchen, sich durch eine Babyklappe zu quetschen, während meine Geldbörse in einer gigantischen Explosion verpufft.

Doch werde ich wieder überrascht. Ich finde den bunten Nudeltopf, bei dem die einzige Zutat, die für Protest sorgen könnte, Brokkoli ist. An dieser Stelle ein Tipp, den ich von unserer Tagesmutter übernommen habe: püriert man Gemüse in einer Soße einfach klein, essen die Kinder plötzlich alles. Ha.

Allmählich bin ich also etwas optimistischer und mache mich motiviert an meinen Einkaufszettel. Am nächsten Morgen starte ich zu meiner Challenge.

Dass es in so einem Biosupermarkt sehr viel hübscher ist als in den konventionellen Läden, muss ich wohl kaum dazu sagen. Grund genug für mich, wieder meinen inneren Kritiker zu Wort kommen zu lassen. So viel Sorgfalt und Bewusstsein beim Design müssen ja von irgendwem bezahlt werden.

Wieder nehme ich mir vor, mich an den Preistipps zu orientieren. Sofort entdecke ich eine Packung Bio-Eier, die ich einpacke. Das hätte ich auch anderswo gemacht. Davon abgesehen ist eines der wenigen Gerichte, die meine kritische Tochter mag, Kartoffeln mit Spinat und Rührei. Als ich später am Spinat vorbeikomme, sehe ich, dass dieser gerade für 1, 59 € im Angebot ist. Das 1,5 Kilo Netz Kartoffeln von dennree kostet außerdem 1,99 €. Und egal, wie dieses Experiment ausgehen wird, ich freue mich in diesem Moment darauf, mal wieder richtig gute Kartoffeln zu essen.

Die Gemüseabteilung ist bunt und ansprechend. Ich packe knapp 700 Gramm Paprika, 400 Gramm Möhren, 600 Gramm Tomaten, eine Zucchini, 250 Gramm Erdbeeren und Brokkoli ein. Für all das werde ich am Ende 11,63 € bezahlen. Und ich werde damit sowohl zwei Hauptgerichte zubereiten, als auch die Brotdosen meiner Kinder füllen.

Als nächstes komme ich zur Kühltruhe für Fleisch und Wurst. Und hier, muss ich sagen, wird man wirklich zum bewussten Konsum erzogen. Die Preise zeugen von einem respektvollen Umgang mit Tieren. Das finde ich toll, traue mich aber nicht zuzugreifen, weil ich fürchte, nicht im Budget bleiben zu können. Eine Packung Wiener für den Nudeltopf kaufe ich aber trotzdem. Die gehören glücklicherweise zum „Preistipp“-Sortiment. Außerdem ein Päckchen gestreiften Speck, denn mein Lebensgefährte und ich lieben Datteln im Speckmantel. Nicht der Speck, aber dafür die Datteln sind erfreulicherweise gerade im Angebot.

Jetzt bin ich richtig im Bummeln drin und langsam macht mir die Sache Spaß. Bei den Milchprodukten von dennree darf man guten Gewissens zugreifen. Butter, verschiedener Frischkäse, Creme fraiche, saure und süße Sahne sowie Milch oder Joghurts – all diese Lebensmittel sind mit den fröhlichen, orangenen Hinweisschildern versehen. Meine Geldbörse lugt vorsichtig aus der Tasche hervor. Beschwingt packe ich noch eine Art Milchschnitte und Mozarella in den Wagen.

Nun wähle ich einen Zehnerpack Fischstäbchen für 2,99 € und eine 600 Gramm Tüte Pommes aus, dann fehlen mir eigentlich nur noch Brot, Müsli und Nudeln. Obwohl ich mir sicher bin, dass es zu Hause Protest geben wird, entscheide mich für das Angebotsbrot mit Chiasamen. Die Verkäuferin schneidet es mir. Alternativ gäbe es auch Toastbrot für 1,99 €. Bei den Frühstücksflocken kann man eine Menge Geld ausgeben, muss man aber nicht. Ich entscheide mich für 400 Gramm Porridge mit Äpfeln, Nüssen und Bananenpüree für 2,99 €. Ein Kilo Fusilli kosten mich außerdem nur 1,49 €.  Die drei Säfte, die ich kaufen möchte, haben einen stolzen Preis, aber sie sehen einfach zu lecker aus, um zu widerstehen. Und weil wir alle auf Knabbereien stehen, packe ich noch Pfefferchips und gesalzenes Mikrowellenpopcorn ein. Als letztes wandern eine Packung Ofenanzünder, eine Seife und eine Gesichtscreme in meinen Einkaufswagen.  

Als die Kassiererin uns den Zahlbetrag nennt, hüpft meine Geldbörse überschwänglich auf das Kassenband, um dort freizügig zu tanzen. Und auch ich hopse ein kleines bisschen angesicht der Summe: 70,19 €.

Mein Einkaufswagen sieht wunderschön bunt aus und ich fühle mich wie ein kleiner Weltverbesserer.

 

Mein Fazit:

Ein sparsamer Großeinkauf bei denn’s ist tatsächlich möglich. Dabei hilft es, sich ein persönliches Limit zu setzen, Angebote zu nutzen und ein paar einfache Standardrezepte im Kopf zu haben. Weiter sollte man, wenn möglich, Zeit mitbringen. Ich habe ganz schön lange gebummelt. Allerdings kennt man das Preistipp-Sortiment mit Sicherheit irgendwann auswendig.

Kritiker mögen argumentieren, dass die abgepackten Mengen kleiner sind, als in herkömmlichen Supermärkten. Das ist wahr und hat auch mich an dem erfolgreichen Einkauf zweifeln lassen. Was ich jedoch zu meiner Schande gestehen muss: kaufe ich zu große Mengen, werfe ich sehr viel davon weg. Oder wer von Euch hat noch nie vergammelte Möhren im 2-Kilo-Pack aus dem Kühlschrank gefischt?

Zu Hause testet mein Sohn den Milchsnack. Und findet ihn tatsächlich lecker. Beide Kinder sind begeistert von den Fruchtsäften (ich übrigens auch) und meine Tochter macht sich an die Knabbereien, denn sie liebt Pfefferchips. Auf meine vorsichtige Frage, wie ihr die Chips denn schmecken würden, antwortet sie mit einem knappen „Gut“. Und das, liebe Leser, ist bei einem Mädchen, das auf Veränderungen so entspannt reagiert wie Donald Trump auf Kritik, ein riesiges Kompliment!