Bio steht für Vielfalt – nicht nur auf dem Acker und im Gewächshaus, im Kühlregal und an der Käsetheke. Neben dem gesetzlich verordneten Mindeststandard nach der EU-Bio-Verordnung profilieren sich seit Jahrzehnten die verschiedenen ökologischen Anbauverbände mit strengen eigenen Richtlinien samt Logos und mit ihren interessanten „Spezialitäten“. Neugierig geworden?

Bioland folgt 7 Prinzipien
Beim größten deutschen Anbauverband stehen die sieben Bioland-Prinzipien für das Ideal einer Landwirtschaft der Zukunft. Damit soll die Menschheit langfristig ernährt werden können und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Auf diesen Bioland-Prinzipien basieren auch die Verbands-Richtlinien für Anbau, Tierhaltung und Verarbeitung. Deren Einhaltung wird jedes Jahr in jedem der über 7800 Mitgliedsbetriebe kontrolliert. Wichtige „Nebeneffekte“ der Arbeit im Einklang mit der Natur sind Ressourceneffizienz und aktiver Klima-, Natur- und Umweltschutz.
Die Prinzipien im Einzelnen:

Bioland-Prinzip 1 Kreislaufwirtschaft ist das Grundprinzip des organisch-biologischen Landbaus. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Stickstoff-Düngemittel und die Rückführung der Nährstoffe in Form von Mist und Kompost machen ihn weitgehend unabhängig von begrenzt vorhandenen Rohstoffen. Ziel ist es, unabhängig von Erdöl und anderen begrenzten Ressourcen zu wirtschaften.

Bioland-Prinzip 2 Bodenfruchtbarkeit fördern – mit Hilfe der wichtigsten „Nutztiere“, den Milliarden von Bodenorganismen. Durch hohe natürliche Fruchtbarkeit mit großem Anteil an Humus- und Wurzelmasse kann mehr CO2 gespeichert, mehr Wasser aufgenommen und Erosion vermieden werden.

Bioland-Prinzip 3 Tiere artgerecht halten. Achtung vor den Lebewesen, die nicht auf ihren Nutzen als Nahrungsmittel-Lieferanten reduziert werden sollen. Dazu gehören ein tiergerechtes Leben, weniger Transporte dank Aufzucht, Mast und Vermarktung in der Region, weniger Medikamente durch vorbeugende Maßnahmen.(Foto: Bioland)

Bioland-Prinzip 4 Wertvolle Lebensmittel – ohne Pestizide und gentechnisch veränderte Organismen, mit natürlichem Geschmack und mehr wertvollen Inhaltsstoffen wie Omega-3-Fettsäuren in der Milch oder sekundären Pflanzenstoffen in Obst und Gemüse.

Bioland-Prinzip 5 Biologische Vielfalt – Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit. Die Förderung der biologischen Vielfalt:stabilisiert die Ökosysteme und ist eine Bereicherung der Kulturlandschaften.

Bioland-Prinzip 6 Natürliche Lebensgrundlagen zu schonen, sie nachhaltig zu nutzen und nicht mit Schadstoffen zu belasten sind zentrale Ziele von Bioland.

Bioland-Prinzip 7 Menschen eine lebenswerte Zukunft sichern. Bioland will es Menschen ermöglichen, sich für eine sinnvolle Zukunft in der Landwirtschaft zu engagieren und will betriebliche Unabhängigkeit sichern. Nachvollziehbare Wertschöpfungsketten vom Erzeuger bis zum Kunden sollen hohe Lebensmittelqualität und -sicherheit gewährleisten und mehr Arbeitsplätze in ländlichen Regionen garantieren.


Demeter wurzelt in der Anthroposophie

Demeter ist der älteste Bio-Verband. Der Gründungsimplus geht auf den „Landwirtschaftlichen Kurs“ von Rudolf Steiner zu Pfingsten 1924 zurück. Eine Gruppe Bauern, die sich von der Anthroposophie inspiriert fühlte, hatte den visionären Vordenker dazu gedrängt. Sie erhoffte sich von Steiner konkrete Hilfestellungen für eine zukunftsfähige Agrarwirtschaft. Die Landwirte waren damals schon besorgt, weil die Qualität der Lebensmittel, die Fruchtbarkeit der Böden und die Gesundheit von Pflanzen und Tieren spürbar nachgelassen hatten. Das dann vorgestellte biodynamische Prinzip, den landwirtschaftlichen Betrieb als möglichst geschlossenen Organismus zu betrachten, ist zum Fundament der gesamten ökologischen Landwirtschaft geworden: Bei Demeter gestalten die Bäuer*innen ihren Hof zu einem individuellen Organismus. Sie halten nur so viele Tiere, wie sie mit eigenem Futter ernähren können. Dadurch wiederum liefern die Tiere ausreichend Dung, um die Pflanzen auf dem Acker zu ernähren.

Der entscheidende Unterschied zu anderen Bio-Methoden liegt jedoch in einem erweiterten Verständnis der Landwirtschaft. Steiner erklärte den Praktikern 1924, dass Landwirtschaft mit dem ganzen Kosmos zusammenhängt. Als natürliche Mittel, die Verbindungen schaffen zwischen irdischen und kosmischen Kräften, führte Steiner die Biodynamischen Präparate ein. Sie wirken ähnlich wie homöopathische Heilmittel und harmonisieren Wachstum, Fruchtbarkeit und Reife.

Geistige Dimensionen einbeziehen – das ist charakteristisch für Demeter-Akteure Foto Eva Müller/Demeter

 Seit den Vorträgen von 1924 hat sich die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise weiterentwickelt. Männer und Frauen auf Höfen und in Gartenbaubetrieben tauschen sich über ihre Erfahrungen aus, forschen an zentralen Aspekten und wollen mit einer zukunftsfähigen Nahrungsmittelerzeugung zugleich die Heilung der Erde voranbringen. Angeregt durch den Landwirtschaftlichen Kurs, der gemeinsam immer wieder durchgearbeitet wird, wollen die Biodynamiker*innen Dinge neu betrachten. Steiner war überzeugt davon, dass Lebensmittel nur dann die Qualität erlangen, die Menschen Weiterentwicklung ermöglicht, wenn bei ihrer Erzeugung sämtliche Einflussfaktoren beachtet werden – kosmische Rhythmen, der Boden als Verdauungsorgan der Pflanze oder seelische Kräfte des Tieres. Dieses Ideal geht über das Bild des geschlossenen Hofkreislaufs hinaus. Ein Organ braucht das andere. Jedes Teil dient dem Ganzen. Mensch, Pflanze, Tier und Boden wirken zusammen. Was vielleicht etwas abgehoben klingt, zeigt sich in der Praxis ganz bodenständig. Viele Besucher nehmen wohl gerade deshalb auf Demeter-Höfen eine besondere Atmosphäre wahr.

Naturland zertifiziert Wald

Über die Bedeutung des Waldes sind sich wohl alle im Klaren: Er reguliert den Wasserhaushalt, sichert Trinkwasserversorgung, schützt vor Erosion, Steinschlag und Lawinen, beeinflusst Luft und Klima positiv und wirkt sogar auf das Wohlbefinden des Menschen. Wälder liefern den nachwachsenden und kohlendioxidneutralen Rohstoff Holz und sichern Arbeitsplätze gerade in strukturschwachen Gegenden. Und die meisten wissen auch, dass es dem Wald in Deutschland ziemlich schlecht geht. Naturnah ist er nur selten. Statt heimischer Laubwälder dominieren Nadel- oder Nadelmischwälder. Naturland hat eine Pionierrolle für die ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes eingenommen und zertifiziert sogar die Waldwirtschaft. Die „Naturland Richtlinien zur Ökologischen Waldnutzung“ regeln alle Aspekte einer nachhaltigen und naturverträglichen Waldbewirtschaftung. Sie wurden bereits 1995 von Naturland gemeinsam mit den Umweltverbänden BUND, Greenpeace und Robin Wood entwickelt, um eine glaubwürdige Öko-Zertifizierung von Waldbetrieben zu gewährleisten.
Regelmäßige umfangreiche Inspektionen mit einem maximalen Intervall von fünf Jahren, stichprobenartige Prüfungen sowie jährliche Betriebsmeldebögen sollen eine konsequente Kontrolle der Waldbetriebe garantieren.

Derzeit bewirtschaften deutschlandweit 18 vor allem kommunale und wenige private Waldbetriebe eine Waldfläche von über 53.000 Hektar nach den Naturland-Richtlinien. Sie fordern unter anderem die Wiederherstellung beziehungsweise den Erhalt naturnaher Wälder, etwa durch natürliche Waldverjüngung, gezielte Pflanzung heimischer, den lokalen Umweltfaktoren angepasster Baumarten und durch Verbot der Ausbringung gentechnisch veränderter Pflanzen. Der Erhalt der wertvollen Qualität als Ökosystem soll durch Verzicht auf Kahlschläge und auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln erreicht werden. Der Schutz des Waldbodens durch Verzicht auf Bodenentwässerung, Bodenbearbeitung und flächiges Befahren wird beachtet. Schonende Walderschließung und Holzernte sowie waldverträgliche Wildbestände sowie der Erhalt der natürlichen Artenvielfalt und Walddynamik mit Schutz von Sonderbiotopen und Anreicherung von sogenanntem Biotopholz – natürlich alternde und abgestorbene Bäume – sind ebenfalls festgeschrieben. Die Ausweisung von unbewirtschafteten Referenzflächen im öffentlichen Waldbesitz zur Gewinnung lokaler Informationen über die natürliche Waldentwicklung wird angestrebt. Umfassende und nachvollziehbare Dokumentation von Bewirtschaftung und Warenstrom sind selbstverständlich. Passend zur Grillsaison vielleicht mal nach der Naturland-Grillkohle schauen, die aus dem zertifizierten Saarbrücker Stadtwald stammt.

Der Biokreis setzt ganz auf Regionalität
1979 wurde der Biokreis als bayrischer Verein gegründet. Auch wenn inzwischen Bauernhöfe in ganz Deutschland Partner geworden sind, konzentriert sich die Anbauorganisation auf das Thema Regionalität. Neben den 1300 Landwirt*innen engagieren sich 200 Verarbeiter und sogar 200 Verbraucher*innen gemeinsam für den konsequent ökologischen Landbau. „Regional und fair“ steht nicht nur auf einem extra entwickeltem Logo für regionale, biologische Lebensmittel, sondern ist Ausdruck der gemeinsamen Identität. „Wir kennen uns. Jeder Betrieb hat seinen Berater. Bei Workshops, Betriebsbesuchen, Veranstaltungen und Exkursionen kommen wir zusammen“, betont der Vorstandsvorsitzende Franz Strobl. Zielsetzung des Biokreis ist es, in überschaubaren Regionen eine Zusammenarbeit aller Beteiligten nach ökologischen Grundsätzen zu fördern und die ursprüngliche, bäuerliche Landwirtschaft auf der Basis des Ökologischen Landbaus lebensfähig zu erhalten. Dafür garantieren regionale Strukturen, die vertrauensvolle und verbindliche Marktpartnerschaften ermöglichen sowie regionale Netzwerke zwischen Biobauern und ökologischen Lebensmittelverarbeitern. Die Konsument*innen können Biokreis-Erzeuger hautnah erleben, wenn sie zu den zahlreichen Hoffesten oder zum Urlaub auf dem Bauernhof kommen.

Familie Egger in Bad Griesbach setzt auf Direktvermarktung – Regionalität pur.   Foto: Tobias Köhler für Biokreis