Eins meiner persönlichen Herzthemen ist die natürliche und vegane Haarpflege mit dem Fokus auf möglichst unverarbeiteten und wenigen Stoffen, selbst gemachten Haarmitteln und Produkten fernab der konventionellen Haarpflege. Wie eine großzügige Behandlung meiner Haare aussieht, möchte ich heute beschreiben und dir Tipps geben, wie du auch deinem Haar und deiner Kopfhaut etwas Extra-Wellness gönnen kannst.
Alle Schritte sind zwar aufeinander abgestimmt, können allerdings genauso einzeln angewendet oder mit anderen Produkten kombiniert werden.
Falls du zuvor Haarwaschmittel und Haarpflegeprodukte aus dem konventionellen Bereich genutzt hast und dich in der Naturkosmetik noch nicht Zuhause fühlst, könnten deine Haare ein bisschen Zeit bei der Umstellung benötigen.

Haarkur

Öl-Kuren für die Haare sind weit verbreitet und auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit, um sowohl Haar als auch Kopfhaut kräftig zu pflegen. Doch ist Öl in großer Menge meist nur schwer wieder auswaschbar. Besonders wenn keine starken Tenside im Shampoo vorhanden sind.
Eine sehr pflegende, aber dennoch nicht zu fettige Alternative ist Kokosmilch. Kokosmilch in Dosen habe ich eigentlich immer daheim, da ich häufig asiatisch koche. Sobald es mal wieder soweit ist, knapse ich einen kleinen Teil davon ab und nutze es für eine Haarkur. Vielleicht ist das ja auch etwas für dich?

Wenn du lange Haare hast, kannst du rund 4 Esslöffel Kokosmilch verwenden. Für einen kleinen Koffeinkick für die Kopfhaut, ist ein Teelöffel Kaffeesatz eine gute Ergänzung. Die Haarkur ist schnell zusammengerührt und kann direkt ins Haar geknetet werden. Lass sie ungefähr eine Stunde oder kürzer im Haar, bevor du sie wieder auswäscht. Durch den Kaffeesatz kann das Auswaschen etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Falls sich danach noch etwas Kaffeesatz im Haar befinden sollte, kannst du ihn mit deiner Bürste auskämmen, sobald dein Haar trocken ist. Alternativ kannst du die Kokosmilch natürlich auch mit stark aufgebrühtem Kaffee mischen oder den Kaffee komplett weg lassen.

Kokosmilch macht das Haar ganz weich und flauschig und hinterlässt einen natürlichen Glanz. Je nach Haarbeschaffenheit könnten deine Haare schneller nachfetten. Falls das bei dir der Fall sein sollte, kannst du das Rezept leicht anpassen. Mische die Kokosmilch zum Beispiel mit Aloe-Gel oder passe das Verhältnis zum aufgebrühten Kaffee an. Vertragen deine Haare hingegen Fette und Öle sehr gut, kannst du dein Lieblingshaaröl mit in die Kokosmilch geben und die Mischung länger als eine Stunde in deinen Haaren lassen, um sie wirklich reichhaltig zu pflegen.

Haarwäsche

Seit nunmehr beinahe 9 Jahren haben meine Haare kein Shampoo mehr gesehen. Weder konventionelles, noch aus dem Naturkosmetikbereich. Damals hatte ich eine stark irritierte Kopfhaut vom vielen Haarefärben und bemerkte, dass ich die gängigen Tenside nicht mehr so gut vertrug. Ich sah mich nach alternativen Haarwaschmethoden um und probierte über die Jahre wirklich einiges aus. Von Lavaerde über Kastanien, Olivenölseife bis Natron war alles dabei. Neben Lavaerde (Wascherde/Rhassoul) ist Roggenmehl mein Haarwaschfavorit.
Roggenmehl ist nicht nur reich an pflegenden Stoffen für Kopfhaut und Haar. Roggenmehl ist ein regionales Produkt und spart daher lange Transportwege um die halbe Welt ein. Es ist vegan und umweltfreundlich. Es ist außerdem günstig und es verursacht keinen unnötigen Plastikmüll. Die Ökobilanz von Bio-Roggenmehl ist im Gegensatz zu herkömmlichen Shampoos um vielfaches besser.

“Shampoo” aus Roggenmehl herzustellen ist einfach. Dafür mischt du je nach Haarlänge etwa 2 bis 4 Esslöffel gesiebtes Roggenmehl mit lauwarmen Wasser bis eine shampooähnliche Konsistenz entsteht, die sich gut auf dem Haar verteilen lässt. Wenn du das Roggenmehl-Shampoo eine Stunde stehen lässt, wird es noch cremiger und etwaige Mehlklümpchen lösen sich besser auf.
Du kannst das Roggenmehl-Shampoo wie ganz normales Shampoo anwenden. Allerdings profitiert nicht nur deine Kopfhaut und der Haaransatz vom Roggenmehl, daher kannst du es ebenfalls in die Haarlängen geben. Das Mehl braucht zwar ein wenig länger um wieder aus den Haaren gespült zu werden, aber vor nicht mehr entfernbaren Teigklumpen musst du keine Angst haben. Roggenmehl enthält, anders als zum Beispiel Weizen- oder Dinkelmehl, viel weniger Gluten (Weizenkleber).

Haarspülung

Eine saure Haarspülung ist nach der Wäsche mit Roggenmehl zwar nicht nötig, da der PH-Wert von 5,5 dem der Haut entspricht, aber für einen angenehmen Duft und etwas Zusatzpflege ist eine Kräuterspülung dennoch nicht verkehrt. Wenn du die Haarspülung nach der Haarwäsche mit Shampoo oder Seife anwenden möchtest, kannst du ihr einen Schuss Apfelessig oder Zitronensaft hinzufügen.

Eine natürliche Leave-In-Haarspülung ist ganz leicht selbst gemacht. Dafür benötigst du etwa einen Liter heißes Wasser, eine Flasche oder eine Schüssel und Kräuter. Welche Kräuter du verwendest oder ob du mit Teebeuteln arbeitest, ist ganz dir überlassen. Vielleicht findest du das Richtige bereits auf deiner Küchenfensterbank, im Garten oder auf dem Balkon. Oder du kaufst bereits getrocknete Kräuter im Bioladen.

Ich kombiniere am Liebsten eine stark duftende Pflanze mit einem würzigeren Kraut. Richtige Allrounder sind beispielsweise Lavendel und Rosmarin. Lavendel eignet sich besonders gut bei sensibler oder gereizter Kopfhaut und bei häufiger Haarwäsche. Der beruhigende Duft von Lavendel hält den ganzen Tag im Haar. Zusätzlich könntest du ein bis zwei Tröpfchen ätherisches Lavendelöl hinzugeben. Rosmarin ist vielseitig und für jedes Haar geeignet. Er wirkt entzündungshemmend und kann ein gutes Mittel gegen Schuppen sein.

Für einen Liter “Haartee” kochst du etwa zwei bis drei Esslöffel Kräuter auf, je nach dem ob du frische Pflanzen oder bereits getrocknete nimmst. Du kannst ihn für eine halbe Stunde ziehen lassen und dann in den Kühlschrank geben, damit er nicht mehr zu heiß ist. Oder du bereitest ihn schon am Vortag zu und lässt ihn von selbst auf Zimmertemperatur abkühlen. Die sich bildenden Gerbstoffe, die lange ziehenden Tee üblicherweise bitter schmecken lassen, sind nicht schädlich.
Ist der “Haartee” abgekühlt, kannst du die Kräuter abseihen und ihn nach der Haarwäsche über deine Haare gießen. In der Dusche ist eine Flasche gut zum verteilen geeignet. Falls du deine Haare, wie ich, über der Badewanne wäscht, kannst du die Spülung in einer großen Schüssel auf den Badewannenboden stellen und deinen gesamten Haarschopf darin eintauchen.
Die Spülung muss nicht wieder ausgewaschen werden.

Spitzen- und Kopfhautpflege

Besonders jetzt zur kalten Jahreszeit, wo unsere Haare unter trockener Heizungsluft und draußen unter eisiger Kälte zu leiden haben, ist die Versorgung der Haarspitzen und der Kopfhaut relevant. Ein klassisches Mittel ist Arganöl. Arganöl besteht zu hohen Anteilen aus Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren. Die enthaltenen Fettsäuren sind breit gefächert und in ihrem Verhältnis zueinander ausgewogen. Das macht Arganöl zu einem pflegenden, feuchtigkeitsspendenen Multitalent gegen trockene und schuppige Kopfhaut, spröde Haarspitzen und Spliss.

Du kannst das Arganöl direkt nach der Haarwäsche ins noch feuchte Haar kneten. Noch mehr Feuchtigkeitspflege gönnst du deinen Haaren, wenn du vor der Verwendung von Arganöl etwas Aloe-Gel im Haar verteilst. Wie viel Arganöl du deiner Kopfhaut und deinen Haarspitzen zumuten kannst, ohne mit fettigen Haaren rumlaufen zu müssen, kommt ganz auf deine Haarbeschaffenheit an. Beginne deshalb am Besten mit wenigen Tropfen, die du zuvor zwischen deinen Händen verteilt hast. Im Anschluss kannst du deine Haare bei niedriger Hitze föhnen oder lufttrocknen lassen. Ich bürste meine Haare erst nachdem sie vollständig getrocknet sind, denn dadurch entsteht weniger Haarbruch. Durch das zuvor benutzte Arganöl lassen sie sich leicht durchbürsten und glänzen gut gepflegt.

Haarfestiger und Haargel

Wenn es dir wie mir geht und du Probleme mit kurzen, neu wachsenden oder abgebrochenen Haaren hast, die im Winter gerne mal kreuz und quer abstehen oder sich kräuseln, nutzt du vielleicht einen Haarfestiger, Haargel oder Haarspray. In vielen Haarstylingprodukten ist leider Schellack enthalten, was für mich als Veganerin nicht in Frage kommt. Und da ich nicht auf konventionelle Mittel zurückgreifen möchte, habe ich mir über die Jahre ein paar Möglichkeiten zurecht gelegt, um meine Haare auf vegane und natürliche Weise zu bändigen.

Super, aber in der Herstellung mit etwas mehr Aufwand verbunden ist Gel aus ausgekochten Leinsamen. Alkoholfreies Bier in einer Sprühflasche pflegt das Haar und ist durch den Zuckergehalt eine ökologische Alternative zu Haarspray. Ich hatte vor einigen Jahren bereits in meinem Artikel “Prost! Meine Haare lieben Bio-Bier.” über die Anwendung von Bier in der natürlichen Haarpflege geschrieben.

Zügig in der Anwendung und mit pflegendem sowie feuchtigkeitsspendenen Nebeneffekt ist Aloe Vera Gel. Ob nun direkt aus der eigenen Aloe-Pflanze oder aus der Tube aus dem Bioladen, parfümiert oder unparfümiert. Aloe Gel hat die Eigenschaft einen leichten, durchsichtigen Film zu hinterlassen, der auf den Haaren trocknet und diese an Ort und Stelle hält. Dafür musst du nur einen Klecks Aloe Gel zwischen deinen Händen verteilen und mit diesen behutsam über deine Haare fahren.
Noch mehr Informationen zu Aloe Vera findest du in Julias Artikel “DIY: Was man alles mit einem Aloe Vera-Blatt machen kann”.

Wie sieht deine Haarpflegeroutine aus und wie pflegst du deine Haare, wenn du ihnen was besonders Gutes tun willst?