Un petit peu de Südfrankreich auf dem Balkon

Würde es eine Hitliste der Öko-Pioniere geben, die Familie Vialade wäre dort mit Sicherheit dabei. Großvater Jean bewirtschaftete nämlich sein Weingut im Süden Frankreichs bereits vor 50 Jahren biologisch. Jeans Tochter Claude baute später die Domaines Auriol zu einem der bekanntesten Biowein-Unternehmen im Languedoc auf.

Und seit dem Jahr 2016 ist schließlich auch Enkel Jordi mit an Bord. Die Weine der Domaines Auriol sind keine komplizierten Gästevertreiber, sondern schwungvolle Essensbegleiter, die man nicht allzu sparsam verwenden sollte. Passend zur Grillsaison gibt es Grain de Bio deshalb in der Literflasche, und zwar in Rot, Rosé und Weiß. Egal ob zu Steak, Pilzbratling oder Zucchini, die drei Auriol-Weine transportieren das Gefühl pinienbestandener Hügel auf den heimischen Balkon.

Weißwein aus dem Süden schont den Magen

Weißweine aus südlichen Gefilden haben es nicht leicht hierzulande. Das hängt natürlich damit zusammen, dass Deutschland selbst hauptsächlich Weißwein produziert. Riesling ist dabei die eindeutig wichtigste Rebsorte, und sie prägt auch das heimische Geschmacksprofil. Frisch, spritzig, mit leichter Fruchtsüße, das ist typisch für deutsche Weißweine – nicht jedoch für ihre Pendants aus dem Süden. Dabei passen gerade zum Essen Weine oft viel besser, die aromatisch ein bisschen dezenter sind.

Der weiße Grain de Bio der Domaines Auriol besteht aus den Rebsorten Grenache Blanc und Viognier. Letztere stammt ursprünglich aus dem Norden den Rhônetals, erfreut sich aber auch im Süden zunehmender Beliebtheit. Ihre Spezialität sind Weine mit Noten nach Blüten und weißem Pfirsich, die man früh trinken kann. Weil sie außerdem wenig Säure haben, weniger als die allermeisten Rotweine übrigens, können auch empfindlichere Mägen etwas damit anfangen. Ideal zu Fisch, zu Tapenade und gegrillten Zucchini. Aber auch zu Risotto mit Venusmuscheln, selbst erfolgreich getestet.

Auriol-Rosé für kulinarische Reisen

Rosé ist die große Gewinnerfarbe beim Wein. In den letzten beiden Jahrzehnten ist Rosé weltweit immer beliebter geworden, gerade bei jüngeren WeinfreundInnen. Der Grain de Bio Rosé besteht aus drei Rebsorten, nämlich Grenache, Merlot und Syrah. Die Trauben wachsen in Weinbergen um die Stadt Béziers herum. Weil es dort auch während der Erntezeit noch ziemlich heiß sein kann, werden die Trauben nachts geerntet. Nur zwischen zwei und vier Stunden bleiben Traubensaft und rote Schalen zusammen, damit der Wein die pinke Farbe bekommen kann, die alle so lieben.

Geschmacklich sind wir hier bei Erdbeere, bei rosa Grapefruit, bei aromatischen Kräutern, aber weiterhin ohne zu viel Säure. Äußerst vielseitig ist das Einsatzgebiet dieses Rosés. Angefangen bei Rotbarbenfilets vom Grill (ja ja, ich träume vom Wochenmarkt im Süden), sind auch etwas exotischere Genüsse möglich. Probiert doch einmal Colombo Curry, das traditionelle Gericht von den französischsprachigen Karibikinseln. Oder Pastilla, eine marokkanische Spezialität im Blätterteig, die gleichzeitig würzig, zimtig und leicht süß daherkommt. Unschlagbar mit Rosé, glaubt mir.

Rotwein aus dem Languedoc – der Klassiker von Auriol

Der große Klassiker der Domaines Auriol ist natürlich der Rotwein. Unter der mediterranen Sonne werden die Trauben aus Grenache, Syrah und Carignan einfach optimal reif. Damit die Gerbstoffe im Wein nicht so mächtig sind, werden die Beeren vor der Gärung von Stiel und Stengel getrennt. Das Ergebnis ist ein Rotwein, der viel Frucht mitbringt. Ich schmecke Schwarzkirsche mit Kirschblatt, dazu sehr reife Himbeere. Gleich beim ersten Schluck weiß ich sofort: Jetzt muss der Tischgrill angeworfen werden.

Dunkleres Fleisch passt zu diesem südlichen Rotwein meistens am besten. Aber wer kein Fleisch essen mag, kann auch dunklere vegetarische Alternativen verwenden. Was das sein soll? Pilze zum Beispiel, die gegrillt viel Umami-Geschmack in sich tragen. Wenn man die Pilze in Sojasauce tunkt, verstärkt sich dieser Eindruck noch. Schwarze Oliven passen aber ebenso gut, genau wie einer meiner absoluten Grill-Lieblinge, Pimientos de Padrón. Das sind kleine grüne Paprika, die ursprünglich aus dem Ort Padrón im spanischen Galizien stammen. Im Bio-Supermarkt um die Ecke sind die würzigen Bratpaprika ab und zu im Gemüseregal zu finden – und zack, schon in meiner Tüte!

Mein Fazit ist deshalb ganz klar: große Flasche, kleiner Preis, Bio-Qualität – bei den Weinen von Claude Vialade gibt es nicht viel zu meckern. Aber Appetit auf Essen im Freien sollte man haben. Denn erst in Sandalen vor dem Grill fühlt man sich doch so richtig wie beim Campen in Südfrankreich…