Letzten Monat habe ich erklärt, weshalb ich in meiner Wohnung über mehrere hundert Würmer beherberge und wieso ich den Wurmkompost nachhaltig, praktikabel und sogar für kleine Stadtwohnungen geeignet finde. Diesmal möchte ich euch gerne zeigen, wie so eine Wurmkiste sehr leicht selbst zu bauen ist. Dafür sind keine großen Kenntnisse als Handwerker*in notwendig.
Bevor ich meine eigene Wurmkiste bekam, habe ich mich mit den verschiedenen Systemen und Anleitungen auseinander gesetzt, die ich im Internet und in Büchern fand. Für mich hat sich eine Art der Wurmkiste durchgesetzt, weil sie am leichtesten zu pflegen ist und die Möglichkeit bietet, jederzeit aufzustocken und den Platz somit zu vergrößern.
Anleitung zum Bau einer zweistöckigen Wurmkiste
Material zum Basteln der Wurmkiste:
- Drei ineinander stapelbare Boxen, entweder aus Plastik oder Holz
- Ein passender Deckel
- Ablasshahn mit Dichtung für den Wurmtee
- Zwei Tontöpfe, Backsteine oder Dachziegel als Abstandhalter
Für welche Boxen wir uns entscheiden, hängt ein bisschen davon ab, wie viel Geld wir ausgeben möchten, wie viel handwerkliches Geschick wir haben und ob wir eine ökologischere Variante bevorzugen. Kisten aus Holz sind im Einzelhandel meist teurer als solche aus Plastik und halten nicht so lange, da die Wurmkistenbewohner das Holz nach und nach auffressen werden. Wer den Preis scheut, greift entweder auf Plastik zurück oder baut sich die Holzkisten aus einzelnen Brettern selbst. Wichtig ist, dass die Kisten ineinander stapelbar sein müssen.
In zwei der Boxen werden vorsichtig einige Löcher gebohrt, durch die die Würmer später die Etagen wechseln können. Durch diese Löcher fließt außerdem all die überschüssige Flüssigkeit in die unterste Etage. Die Größe der Löcher sollte nicht weniger als 6 mm und nicht mehr als 9 mm betragen.
In den Deckel der obersten Etage bohre ich nur zwei Löcher an den Seiten, damit ein bisschen Luft in die Box gelangen kann. Da einige ineinander stapelbare Kisten aber sowieso nicht luftdicht schließen, ist dies nicht unbedingt notwendig. Dass die Würmer Luft bekommen, sollte allerdings gewährleistet werden.
Die unterste Box ist unser Sammelbecken für den Wurmtee, der später verdünnt als exzellenter Pflanzendünger dient. Aus diesem Grund können wir einen kleinen Ablasshahn integrieren, damit wir den Wurmtee zwischendurch abfließen lassen können. Das ist sehr praktisch und ich empfehle diesen Schritt nicht auszulassen. Alternativ ist es möglich die unterste Box regelmäßig selbst zu leeren. Ihr werdet aber schnell merken, dass das im Alltag nicht so praktikabel ist wie ein Ablassventil.
In die unterste Box gehören außerdem Abstandhalter, die nicht nur gewährleisten, dass genügend Platz für den Wurmtee ist und dieser nicht die darüber liegende Etage überflutet, sondern auch als Notinseln für die Würmer dienen. Unsere Würmer können im Wurmtee schnell ertrinken und müssen immer eine Möglichkeit haben von selbst nach oben kriechen zu können. Dafür eigenen sich zum Beispiel Backsteine, Dachziegeln oder auch manche Blumentöpfe und Untersetzer.
Jetzt müssen die Etagen nur noch ineinander gestellt werden und dann ist es auch schon Zeit das “Bett” für die Würmer zu richten.
Um das Bett müssen wir uns nur zu Anfang kümmern, später machen sich die Würmer ihr Bett aus den von uns angebotenen Dingen selbst. Dafür benötigen wir entweder halbfertigen Kompost und klein geschnittenen Karton (zum Beispiel zerteilte Klopapierrollen, aber auch Zeitung) oder Obstlaub, kleine Ästchen, ein bisschen Stroh und Karton, sowie Zeitungspapier. Diese Mischung legen wir zuerst in einen Eimer mit Wasser, sodass sich das Material damit vollsaugen kann. Nach einer Viertelstunde drücken wir es ein bisschen aus und geben es in unsere aktive Etage, bis die Schicht etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter dick ist.
Nun können die Würmer auch schon einziehen. Sie werden sich sehr schnell verkriechen, da sie lichtscheu sind. Sobald das geschehen ist, können wir eine geringe Menge Futter in die Kiste geben und den Deckel drauf machen. Die Würmer brauchen etwas Zeit um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Das Klima in der Wurmkiste sollte stets feucht, aber nicht matschig sein. Dafür können wir zum Beispiel mit einer Blumenspritze nachhelfen. Ist die Kiste mal zu feucht, reicht es meist, wenn wir einfach etwas mehr Zeitungspapier oder Karton untermischen, was die überschüssige Feuchtigkeit aufsaugen wird. Der pH-Wert des Wurmbetts sollte am besten zwischen 5 und 7 liegen. Über die Zeit wird das Bett sauer, weshalb wir ab und zu etwas Kalk untermischen sollten. Ich hole mir dafür bei Freunden hin und wieder Eierschalen, die ich trockne und zerkleinere. Fertigen Mineralien-Mix gibt es jedoch auch schon fertig zu kaufen.
Für die ersten Monate genügt es, eine Etage und das Wurmtee-Auffangbecken aktiv zu nutzen. Die andere Etage sollte erst später in Betrieb genommen werden, wenn die erste Etage bereits überwiegend aus Humus besteht. Der Grund dafür ist ein ganz praktischer, denn so ist die spätere Ernte des fertigen Humus sehr einfach für uns. Wir geben das Futter ausschließlich in die oberste Etage, weshalb die Würmer sich überwiegend dort aufhalten werden. Die unterste Etage kann also ganz leicht geerntet werden, ohne die einzelnen Würmer mühevoll aussortieren zu müssen. Ist die unterste Etage geleert, kann sie oben aufgesetzt werden und wird so die aktive erste Etage, in die das Futter gelegt wird. Diese Rotation unter den Etagen erfolgt alle paar Monate und es können jederzeit weitere Etagen integriert werden, um die Wurmbox zu vergrößern.
Wo soll die Wurmkiste hin?
Da unsere Kompostwürmer Eisenia fetida, Eisenia andrei und Dendrobaena veneta gerne bei einer Temperatur zwischen 15°C und 25°C leben und bei Temperaturen unter 0°C und über 30°C sterben, fühlen sie sich in unseren Wohnungen besonders wohl. Geeignet sind dunklere Orte, an denen die Luft zirkuliert und wo keine all zu großen Vibrationen entstehen. Neben der Waschmaschine, in einem Schrank oder direkt am Fenster sind demnach keine guten Orte für unsere Würmer. Meine stehen zum Beispiel in der Küche unter der Spüle. Ich habe diesen Ort gewählt, da die meisten Abfälle genau dort entstehen und ich die Würmer so ohne große Umwege füttern kann.
Was fressen die Würmer?
Die Wurmkiste verwandelt Küchenabfälle in wertvollen Humus. Doch sind nicht alle Küchenabfälle gleichermaßen geeignet. Was die Würmer auf keinen Fall bekommen sollten und was sie sehr gerne fressen, habe ich euch nachfolgend zusammengetragen.
Das mögen unsere Würmer:
- Teebeutel (ohne Metall-Klammer), Kaffeefilter und Kaffeesatz
- Zeitung, Pappe
- Gemahlene Eierschalen oder Mineralien-Mix zur Kalk-Anreicherung
- Trockene Laubblätter
- Ab und zu Kaninchen- oder Meerschweinköttel
- Ab und zu Brotreste
- Blümchen von der Wiese (ungespritzt)
- Obstreste, zum Beispiel Äpfel, Bananen, Erdbeeren etc.
- Gemüsereste, zum Beispiel Paprika, Kartoffelschalen, Karotten, Mais etc.
Das sollten die Würmer auf keinen Fall bekommen:
- Zitrusfrüchte
- Fleisch
- Knochen
- Fisch
- Milch
- Knoblauch
- Zwiebeln
- Biologisch abbaubare Kunststoffe (die brauchen zu lange zum verrotten)
- Scharfe oder stark gesalzene Küchenabfälle
- Hundekot, Katzenkot etc.
- Inhalt aus dem Staubsaugerbeutel
- Wäscheflusen
- Zeitung aus beschichtetem Papier (Hochglanz)
Idealerweise sollten alle Küchenabfälle unbehandelt und bio sein, denn Herbizide werden gar nicht oder nur sehr langsam abgebaut und sind hinterher im fertigen Humus zu finden, den wir ja bestenfalls für unsere eigenen Pflanzen nutzen möchten.
Umso größer und härter das Futterstück ist, desto länger braucht es, bis es gefressen wird. Obstkerne zum Beispiel können vorher mit einem Hammer zerstoßen werden. Auf zu große Stücke wie ganze Maiskolben würde ich verzichten, da sie in der Kiste zu viel Platz wegnehmen.
In meiner Wurmkiste leben Eisenia fetida, die jeden Tag eine kleine Menge Küchenabfälle auffressen. Da meine Population noch am Wachsen ist, ändert sich die Menge fortlaufend. Um nicht zu viel oder zu wenig zu füttern, lege ich die Küchenabfälle stets in die selbe Ecke der Etage und behalte somit den Überblick. Eine Faustregel sagt, dass etwa 1000 Eisenia fetida 100g am Tag fressen.
Zum Kompostierungsvorgang, den Würmern, ihren kleinen Mitbewohnern und zum Humus lassen sich ganze Bücher füllen und bestimmt hätte ich noch viel mehr erzählen können, aber eigentlich lernen wir die meisten Dinge im Praxisteil und deshalb lade ich euch herzlich dazu ein, meiner kleinen Anleitung zu folgen und euch selbst eine Wurmkiste zu bauen.
9 Kommentare
26. September 2016 von Jens
Und das stinkt wirklich nicht? Gibt es da Erfahrungen, was Krankheiten angeht? Immerhin züchtet man ja kräftig Bakterien und Pilze.
4. November 2016 von Peter
Nein, das stinkt nicht. Wenn man nah genug rangeht, riecht es evtl. leicht nach frischer Walderde. Stinken tut es nur, wenn man viel zu viel gefüttert hat (z. B. Kohl-, Pilz-Abfälle), und/oder wenn die Wurmkiste viel zu nass ist. In beiden Fällen kommt es in der Kiste zu Fäulnis. In diesem Fall muss man die faulenden Stellen entfernen und trockene Pappe-/Papier-Streifen untermischen, um die überschüssige Nässe aufzusaugen. Krankheitserreger können in rohen tierischen Produkten (Fleisch u. Knochen, Eier, Rohmilchprodukte) und in Kot vorkommen. Daher sollte man diese nicht in die Farm geben, sondern in die Bio- o. Restmülltonne entsorgen. Auch gekochte tierische Produkte sollte man nicht in die Farm geben, da diese bei der Zersetzung stinken. Tierkot kann man auch im Garten kompostieren, indem man ihn einer Heißrotte unterzieht (dabei entstehen Temperaturen von ca. 70°C, welche Krankheitserreger abtöten). Rohe Eierschalen, welche von manchen Wurmfarmer*innen als Kalk-Quelle genutzt werden, können mit Salmonellen kontaminiert sein. Salmonellen können Infektionen besonders bei Kleinkindern, Älteren oder Menschen mit schwachem Immunsystem auslösen. Daher sollte man zur Sicherheit nur gekochte Eierschalen (zum Pulver gemahlen) als Kalk-Quelle verwenden. Eine Alternative zu Eierschalen sind Kalk-Mineralien-Pellets/-Pulver für Wurmfarmen, welche man im Internet kaufen kann. Auch Gartenkalk (ohne mineralischen NPK-Dünger; kein ungelöschter Kalk!) und Urgesteinsmehl (z. B. Diabas) kann man als Kalk- u. Mineralienquelle verwenden. In der Farm können Schimmelpilze auftreten. Für Schimmelpilz-Allergiker ist eine Wurmkiste daher nicht geeignet. Falls nicht alle Bewohner an einer Schimmelpilz-Allergie leiden, oder wenn man Bedenken hat, das der Schimmel sich in der Wohnung verbreiten könnte (feuchte Wände, in Nähe der Farm gelagerte Lebensmittel), kann man die Wurmkiste auch in einen Raum stellen, der nur selten betreten wird, z. B. Keller, Garage, Schuppen/Gartenlaube. Der Standort sollte nur nicht über 30°C erreichen und frostfrei* sein. *Falls es doch Frost gibt, sterben die Würmer, nur die Wurmkokons überleben. Aus diesen schlüpfen im Frühling dann neue Würmer und bauen eine neue Population auf. Dies hat aber den Nachteil, dass es relativ lange dauert, bis die ursprüngliche Population erreicht ist.
4. November 2016 von Peter
Den Ablasshahn sollte man so weit unten wie möglich einbauen, da die Würmer schon in 1-2 cm hoch stehender Flüssigkeit ertrinken können. Wenn das Ende des Hahns unter dem Boden liegt, kann man ja die Wurmfarm auf kleine Beine/Klötze stellen. Mit unterschiedlich hohen Beinen lässt sich auch ein leichtes Gefälle zum Hahn hin erzeugen. Man kann den Hahn auch ständig offen lassen und ein Gefäß (z. B. kleinen Eimer) drunter stellen. Eine Wurmfarm in „normaler“ Größe kann den Kompost o. die Biotonne nur teilweise ersetzen. Ich habe eine Wurmfarm mit ca. 40 Litern Inhalt (ca. 12000 Würmer), dort kann ich bei Temperaturen von 20 – 25°C maximal 2 Kilogramm Abfälle pro Woche füttern, bei niedrigeren Temperaturen eher weniger. Wenn man viel Gemüse u. Obst isst, dann kommen aber pro Woche schnell mal 4-10 Liter Abfälle pro Person zusammen. Um diese zu verarbeiten, bräuchte man eine sehr große Wurmfarm. Sehr große Farmen haben ein hohes Gewicht (z. B. würde eine Farm mit 100 Litern Substrat min. 100 kg wiegen) und sind schwer zu transportieren. Daher man kann sie nur dort aufstellen, wo dauerhaft weder über 30°C noch unter 0°C erreicht werden (z. B. Keller). Und man braucht natürlich auch den Platz dafür. Wenn man einen Garten hat, kann man den Rest der Abfälle dort kompostieren. Wenn man nur wenige Regenwürmer im Komposter hat, kann man auch min. 1000 Kompostwürmer im Gartenkomposter aussetzen. Der Komposter sollte zum Boden hin offen sein. Gegen Fressfeinde wie Mäuse helfen ein engmaschiges Drahtgitter oder Lochziegel. Wenn man keinen Garten hat, kann man jemandem mit Garten eine „Kompost-Partnerschaft“ anbieten: man liefert Bioabfälle für den Kompost und erhält im Gegenzug dann von dort einen Anteil der fertigen Komposterde (z. B. für Kübel- u. Balkonpflanzen). Zur Not bleibt ja noch die Bio- o. Restmülltonne.
5. November 2016 von Jens
@Peter: Vielen Dank für deine umfangreiche Antwort. Das Thema ist weiterhin bei mir aktuell.
16. November 2016 von Ulrike
Erst einmal vielen Dank an Erbse für die Artikel und Peter für die Ergänzung. Wir freuen uns immer, wenn irgendwo Wurmfreunde auftauchen und zur Verbreitung der Wurmkisten beitragen.. Wir haben in Düsseldorf eine ganze Farm von unterschiedlichen Wurmkisten, gekaufte und selbstgebaute, und da stinkt wirklich nichts. Die Kisten stehen bei "Leben findet Stadt", und wer da in der Nähe ist, kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen, und sich das einmal live ansehen. Es gibt auch einen (natürlich kostenlosen) Workshop an jedem ersten Mittwoch im Monat ab 18:00, da erklären wir das gerne. Ein Tipp gegen das mögliche Ertrinken: Wir haben in unseren Kisten in der untersten Lage eine Innenhülle aus Organza. Ist nur wenig Arbeit, das zu nähen (wichtig: Kunststoffgarn verwenden). Und wenn man die unterste Schicht erntet, füllt man die folgende (die ja dann unten ist) eben in die Organza-Lage um. Aber es verhindert, dass Würmer oder auch Humus in den Wurmtee fallen. Die Abstandhalter sind natürlich trotzdem wichtig, damit die unterste Schicht nicht in der Flüssigkeit steht und matschig wird. Wir shreddern das Zeitungspapier und mischen es mit etwas Kokoserde (düngerfrei selbstverständlich). Das wird schön locker, verklumpt nicht, die Würmer fressen es leidenschaftlich gerne. Wird also regelmäßig nachgefüllt. Und wir decken damit das Futter ab, das gibt ein feuchtwarmes Klima, wie es die Mikrobakterien und Würmer lieben, und ist ein Schutz gegen Fruchtfliegen.
1. December 2016 von C
Hallo Ulrike, ich würde evtl. auf dein Angebot zurückkommen, am kommenden Mittwoch mir die Wurmkisten anzusehen, du sprachst von einem Treffen. Wo ist das denn? Ich habe diese Webseite gefunden, ist das richtig? http://www.duesseldorf-alternativ.de/index.php/leben-findet-stadt.html
6. December 2016 von Ulrike
Hallo C, ja, da bist du genau richtig. Es geht um 18:00 am Mittwoch (7. Dezember) los. Adelheid wird das übernehmen, ich selbst bin morgen nicht dabei.
15. June 2017 von Mareike
Hallo und vielen Dank für die liebe Anleitung. Ich habe selbst eine ganz neue Wurmkiste und bin deshalb noch etwas unsicher... Du schreibst, man solle mit Waschmaschinen aufpassen, was natürlich total einleuchtend ist- nur habe ich bisher gar nicht daran gedacht. Unsere Würmer stehen im Hausflur eines Altbauhauses, d.h. unsere Waschmaschinen und Trockner stehen da auch, wenn auch nicht auf gleicher Höhe, sondern in so Zwischenetagen, jeweils auf der anderen Seite des Hausflures. Meint ihr, das bereitet den Würmern zu viel Stress?? Vielen Dank für eure Hilfe!
8. July 2018 von Elisabeth
Wo hast Du die grünen Plastikboxen gekauft? Danke für Antwort!