Schaut man sich die Natur einmal genauer an, findet man unzählige Kreisläufe. Die Basis aller Kreisläufe bildet immer die natürliche Vielfalt. In der ökologischen Landwirtschaft wollen wir so gut wie möglich mit der Natur arbeiten, deshalb ist der Kreislaufgedanke essentiell. Noch besser ist es, wenn neben dem Kreislaufgedanken die Vielfalt in der Landwirtschaft im Vordergrund steht.

Auf dem Dottenfelderhof ist das definitiv der Fall. Der Demeter-Betrieb liegt in Bad Vilbel in der Nähe von Frankfurt am Main. Wenn der Hof reden könnte, hätte er sicher so einiges zu erzählen. 976 wurde er zum ersten Mal urkundlich erwähnt und seither hat sich dort viel getan.

Mehr als eine Gemeinschaft

Die Geschichte führt uns bis ins Jahr 2020. Momentan leitet eine 1968 gegründete Betriebsgemeinschaft aus mehreren Familien den Hof. Etwa 100 Menschen leben aktuell auf dem Dottenfelderhof, die zusammen mit externen Kollegen den Hof in all seinen Facetten bewirtschaften.

Neben der Betriebsgemeinschaft kümmert sich die Landwirtschaftsgemeinschaft –  wie der Name schon sagt –  um die landwirtschaftlichen Aspekte des Hofes. Die Tätigkeitsfelder auf dem Betrieb sind dabei so verschieden wie die Menschen selbst, Aufgaben gibt es schließlich genug. Egal ob in der Landwirtschaft, der Bäckerei bzw. Konditorei, der eigenen Käserei, der Landbauschule, dem Schulbauernhof, dem Hofcafé oder dem neuen Hofladen – Langeweile tritt so schnell nicht auf.    

Tierische Vielfalt

Vielfalt findet man auf dem Dottenfelderhof in jedem Bereich, aber gerade die Landwirtschaft bietet mit ihren Facetten ein breites Feld. Die Dottenfelderhofer Schweine dienen vor allem als Resteverwerter, acht Sauen der Rassen Bunte Bentheimer und Duroc sorgen regelmäßig für Nachwuchs. Die Mast erfolgt natürlich auch direkt auf dem Hof.

Im tierischen Portfolio dürfen Hühner nicht fehlen. Die Legehennen können nach Lust und Laune in ihrem großzügigen Auslauf picken und scharren. Für das Hühner-Wohlbefinden gibt es zahlreiche Versteckmöglichkeiten.

Daneben stehen aber vor allem die Milchkühe im Mittelpunkt. Die 80-köpfige schwarzbunte Herde liefert nicht nur die hochwertige Milch – die in der eigenen Käserei verarbeitet und später im Laden in Form von Käse, Joghurt, Quark und Frischmilch verkauft wird – sondern auch wertvollen Mist, der für fruchtbare Böden sorgt. Bei der Aufzucht der Kälber setzt der Hof auf die natürlichste Variante: die muttergebundene Aufzucht. „Die Kälber dürfen direkt vom Euter der Mutter trinken. Sie bekommen so nicht nur alle wichtigen Nährstoffe, sondern genießen gleichzeitig eine artgemäße Erziehung“, erklärt Landwirt Matthias König. „Wichtig ist daneben aber auch der direkte menschliche Kontakt. Das stärkt die Mensch-Tier-Beziehung.“ Der Weidegang ist auf dem Dottenfelderhof sowieso selbstverständlich. Außerdem steht den Kühen ein weitläufiger Tiefstall mit Laufhof zur Verfügung.

Reichlich Vielfalt

Der Dottenfelderhof bewirtschaftet ca. 215ha, das entspricht in etwa 300 Fußballfeldern. Eine Hälfte wird ganzjährig als Grünland genutzt. Es ist die Futtergrundlage der Tiere. Auf der anderen Hälfte wachsen und blühen die unterschiedlichsten Pflanzen. Dazu gehört Getreide, wie Weizen, Roggen, Dinkel oder Mais, zudem Kartoffeln und die unterschiedlichsten Arten von Gemüse und Obst. Auch ein buntes Blumenfeld ist auf dem Hof zu finden. Das freut nicht nur die Besucher, die sich ihren eigenen Blumenstrauß zusammenstellen können, sondern auch Insekten und Vögel.

Vielfalt beginnt schon ganz am Anfang, also beim Saatgut. Mittlerweile ist es zur Normalität geworden, dass ein Landwirt sein Saatgut vom Händler bezieht. Nicht so auf dem Dottenfelderhof. Hier werden neue Getreide- und Gemüsesorten selbst gezüchtet und für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Rund um den Hof haben die Züchter, unter anderem Hartmut Spieß, ihre eigenen Versuchsflächen. Gezüchtet werden hier beispielsweise neue Weizen-/ Tomaten- oder Möhrensorten. Vom Ergebnis kann man sich im Hofladen selbst überzeugen.

Hohe Anforderungen für die bestmögliche Qualität

Das Profil einer ökologischen Sorte ist oft facettenreicher und unterscheidet sich von dem der konventionellen Züchtung. Ein Augenmerk liegt verstärkt auf der Qualität, statt auf dem höchstmöglichen Ertrag, was sich im Geschmack widerspiegelt.  Auch für den Anbau selbst benötigen Pflanzen in der ökologischen Landwirtschaft andere Eigenschaften. Die schnelle Jugendentwicklung ist im Öko-Landbau von hoher Bedeutung. Der Boden wird so schneller bedeckt und Unkraut kann nicht mehr so leicht keimen.

Nährstoffe, die nicht im Übermaß zur Verfügung stehen, müssen von den Pflanzen effektiv genutzt werden. Der Öko-Landbau geht sorgsam mit Ressourcen, Saat und Pflanze um. Hierbei wird voll und ganz auf Gentechnik verzichtet. Die Pflanzenzelle und ihre Gene werden als unteilbare Einheiten respektiert.

Bis eine neue Sorte marktreif ist, vergehen übrigens bis zu 15 Jahre. Ist die Sorte dann geprüft und zugelassen, darf sie für andere Landwirte zugänglich gemacht werden.

Viel Aufwand, der sich lohnt!

Sobald die Tomaten auf dem Dottenfelderhof reif sind, werden sie im Hofladen verkauft. Doch ein großes Vorratslager braucht man hier nicht. Die Kunden schätzen die Qualität der heimischen Sorten und bestellen meist schon lange im Voraus.

Auch die in Bad Vilbel gezüchtete Möhre „Rodelika“ ist seit vielen Jahren eine etablierte Sorte bei Landwirten. Bereits 1985 wurde sie speziell auf den Geschmack selektiert, bis sie dann 1998 vermarktet werden konnte.

Die Vielfalt unterstützen

Der Weg vom Feld in den Laden ist manchmal länger als man meint. Umso wichtiger ist es, ein Bewusstsein für unsere Lebensmittel zu schaffen. Mit der Initiative „Kernkraft? Ja, bitte! – Wir essen, was wir säen“ setzen sich BioMarkt und Denns BioMarkt für genetische Vielfalt, nachbaufähiges Saatgut und eine gentechnikfreie Züchtung ein und machen sich so für eine zukunftsfähige Öko-Züchtung stark.