Heute muss ich mich mal mit Haupt-Sachen beschäftigen – als da wäre zum Beispiel das große Feld der BeHAUPTungen. Wie wichtig für unser Haupt die Hörner sind, hatte ich euch ja schon mal erklärt – nur um das Thema mal von der ganz konkreten „Haupt“-Sache anzuschauen und selbst, wenn Ignoranten das Gegenteil behaupten.Herde_65E8574_VIS_neu© Demeter e.V.

Gemeinsam mit der Chefin liebe ich es, sprachlichen Finessen auf der Spur zu bleiben. Aus aktuellem Anlass möchte ich euch daran teilhaben lassen. Kommt doch heute einfach so ein Zweibeiner in unsere Zickenzone – pardon: auf unseren Hof – und plaudert ebenso ungefragt wie munter drauf los: Ziegen seien ja besonders schwierige Tiere, man könne es ihnen nie recht machen und außerdem würden sie stinken und der Käse nach Ziegenbock schmecken. Solche BeHAUPTungen kann unsere Chefin natürlich nicht einfach stehen lassen. Also lädt sie den Besucher freundlich ein, ihr in den Stall zu folgen. Erst lässt er sich gar nichts anmerken aber nach einigen freundlichen Begegnungen mit mir und meinen Schwestern sowie etlichen Streicheleinheiten kann er es aussprechen: Hoppla, da muss ich mein Bild von Ziegen und ihrem Wesen doch dringend mal überprüfen und mit meinen BeHAUPTungen etwas vorsichtiger sein. Als er dann noch unseren zart-cremigen, durchaus aromatischen aber fern von jedem Bock-Flair mundenden Käse probiert hat, schüttelt er sein Haupt und geht sichtlich erschüttert im Fundament seiner BeHaAUPTungen von dannen – nicht ohne gut eingekauft zu haben natürlich.

Ähnliche Erfahrungen machen wir „Ökos“ seit Jahrzehnten – als da wäre das lange Zeit unerschütterte Bild von Wollsocken und Schrumpeläpfeln, von heimlich spritzenden Bio-Bauern oder vom Mangel an Qualitätsunterschieden zwischen herkömmlichen und ökologischen Lebensmitteln – um nur einige Themen anzureißen. Gehört es zum Mensch-Sein im 21. Jahrhundert dazu, schnelle Urteile zu fällen, zu verbreiten und beharrlich (sogar manches Mal wider besseres Wissen) weiter zu tragen? Als wenn das die HAUPTsache im Miteinander wäre … Da orientiere ich mich doch lieber an Männern und Frauen, die differenziert betrachten, wohlwollend prüfen und erst dann beurteilen, also an allen, die achtsam umgehen mit BeHAUPTungen. Für sie alle steht der Begriff BehAUPTung wohl wirklich mit dem Haupt, dem Kopf, dem hoch erhobenen, in Zusammenhang.

Den tragen auch wir Demeters mit Stolz auf den Schultern (nicht nur wir Ziegen mit den prächtigen Hörnern, sondern alle Akteure in der biodynamischen Gemeinschaft von Erzeugern, Herstellern und Händlern) und setzen ihn gern, um in der Arbeit voranzukommen und wichtige Entwicklungen zu ermöglichen. Und wenn es notwendig ist parieren wir BehAUPTungen dann souverän und klar. Wie etwa den Vorwurf, ohne chemische Düngung sei kein guter Ertrag möglich. Da hilft der Hinweis auf die nachhaltige Fruchtbarkeit des Bodens, die durch Demeter-Bäuerinnen und -Bauern am besten gefördert wird und erst richtig gute Lebensmittel reifen lässt. Schließlich ist die Bodenfruchtbarkeit wirklich eine HAUPTsache in der Agrarkultur. Und in vielen unabhängigen Versuchen ist längst nachgewiesen, dass sich in biodynamisch bearbeiteten Böden besonders viele Kleinlebewesen in der Erde tummeln und der Humusanteil nachhaltig steigt. Bei solchen fundierten BeHAUPTungen lässt sich das Haupt doch stolz tragen – oder? In diesem Sinne: Hauptsache selber denken.