Bio-Verbände und Naturkosmetik

 

Naturkosmetik ist in Deutschland kein gesetzlich geschützter Begriff. Kunden, die keine Lust oder Zeit haben, Inhaltsstoff-Listen auf der Rückseite von Kosmetikverpackungen zu entziffern, orientieren sich meist an Bio-Siegeln auf den Produkten.

Im Bereich der Lebensmittel leisten Bio-Verbände wie Bioland, Naturland oder Demeter hier wichtige Arbeit, indem sie sich für Bio-Landwirtschaft und Umweltschutz einsetzen. Meine Blogger-Kollegin Renée Herrnkind hat dies erst kürzlich in ihrem Blogpost über verschiedene Anbauverbände beschrieben. Doch wie sieht es bei den Bio-Verbänden eigentlich mit Naturkosmetik aus?

Bio-Verbände und Naturkosmetik: Demeter, Bioland und Naturland

Dass der Bio-Verband Demeter nicht nur Lebensmittel, sondern auch Naturkosmetik zertifiziert, ist bekannt: Alle Produkte der renommierten Naturkosmetik-Marke Martina Gebhardt tragen das orangefarbene Demeter-Markenzeichen. Bei den beiden anderen großen Bio-Verbänden Naturland und Bioland habe ich nachgefragt, wie es dort mit der Naturkosmetik steht. Bioland bietet keine eigene Zertifizierung für Naturkosmetik an. Der Verband konzentriert sich auf die Lebensmittelerzeugung in Deutschland und Südtirol. Susanne Rihm von der Pressestelle bei Bioland erklärte mir, dass viele der Inhaltsstoffe, die in Naturkosmetik benötigt werden (z.B. Kakaobutter oder Sheabutter), nicht in hiesigen Regionen angebaut werden. Sie kommen deshalb auch nicht für eine Bioland-Zertifizierung in Frage. Bei Naturland wurde hingegen eine Richtlinie für Naturkosmetik entwickelt. Allerdings warte sie noch auf ihren Einsatz, teilte mir Pressesprecher Markus Fadl von Naturland mit.

 

Naturkosmetik beim Bio-Verband Demeter

So ist Demeter der wichtigste klassische Bio-Verband im Bereich der Naturkosmetik. Bereits in den 1990er Jahren wurden bei Demeter die Richtlinien für bio-dynamische Naturkosmetik entwickelt. Sie kontrollieren viel mehr als nur den Anbau der für die Rohstoffe benötigten Pflanzen. Geprüft werden auch die Weiterverarbeitung der Inhaltsstoffe, die Art der Verpackungen oder die Kennzeichnung auf den Produkten. Da sich die Regeln an der ganzheitlichen biodynamischen Landwirtschaft orientieren, sind sie entsprechend streng gefasst.

Selbstverständlich sind bei Demeter Mineralöle, Butylen- oder Propylenglycol oder die Bearbeitung von Rohstoffen mit Hexan nicht erlaubt. Untersagt ist auch der Einsatz von Gentechnik und Nanopartikeln sowie radioaktive Bestrahlung. Zusätzlich muss die hohe biologische Abbaubarkeit eines Produkts gewährleistet sein.

Das orangefarbene Demeter-Markenzeichen auf einem Produkt garantiert, dass mindestens 90% der pflanzlichen Bestandteile aus kontrolliert biologisch-dynamischen Demeter-Anbau stammen (in Ausnahmefällen auch ab 66%). Die restlichen Inhaltsstoffe müssen aus Bio-Anbau kommen; ausgenommen sind Rohstoffe wie Wasser oder Mineralien.

Transparent ist bei Demeter auch die Deklaration der Inhaltsstoffe geregelt: Ob Rohstoffe aus biodynamischem Demeter-Anbau, aus Bio-Anbau oder aus Anbau in Umstellung auf Demeter-Anbau stammen, wird genau gekennzeichnet.

Die Demeter-Richtlinien gelten als die strengsten Regelungen für Naturkosmetik weltweit. Deswegen können nur wenige Naturkosmetik-Firmen dieses Siegel tragen. Martina Gebhardt wurde 2014 mit dem Demeter-Ehrenpreis ausgezeichnet, denn sie war die erste Marke, deren umfangreiches Naturkosmetik-Sortiment von Demeter zertifiziert ist.

 

Sind die Bio-Lebensmittelbranche und die Naturkosmetikbranche eine Einheit?

Der Großteil der Hersteller von Naturkosmetik hat sich also nicht unter dem Dach eines klassischen Bio-Verbands zusammengefunden. Stattdessen wurden ab Ende der 90er Jahre eigene Interessensvertretungen gegründet und neue Standards für Naturkosmetik entwickelt.

Die Naturkosmetikbranche und die Bio-Lebensmittelbranche sind zwar durch ihre Grundlage, die Bio-Rohstoffe, eng miteinander verbunden, aber sie unterscheiden sich doch: Die Naturkosmetik ist ein Teil der Kosmetikbranche. Die Herstellung von Kosmetik unterliegt anderen gesetzlichen Richtlinien und Verordnungen als die Erzeugung von Lebensmitteln.

Nah sind sich die beiden Branchen hingegen bei ihren Zielen: Ohne Bio-Landwirtschaft geht es nicht! Sowohl die Bio-Verbände als auch die Naturkosmetik-Verbände bieten ja nicht nur Zertifizierungen für Produkte an, sondern setzen sich auch auf politischer Ebene für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein.